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Ruhrfestspiele mit gigantischem Programm

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Westfalen – Das diesjährige Motto heißt: “Aufbruch und Utopie”.  Vom 1. Mai bis 16. Juni 2013 stehen die Werke von Gerhart Hauptmann, Arthur Schnitzler, Frank Wedekind, Thomas Mann, Carl Sternheim, Franz Kafka, Hans Fallada, Bertolt Brecht und Ödön von Horváth im Mittelpunkt der diesjährigen Ruhrfestspiele in Recklinghausen.

"Hedda Gabler" eröffnet die diesjährigen Festspiele - Foto: Ruhrfestspiele

“Hedda Gabler” eröffnet die diesjährigen Festspiele – Foto: Ruhrfestspiele

In ihrer Bandbreite bieten die Produktionen faszinierende Einblicke in die verschiedenen Strömungen ihrer Zeit. Zugleich vergegenwärtigen sie die Parallelen zum Jahr 2013. Ganze einhundert Jahre später scheint so vieles noch – oder wieder – im Aufbruch zu sein, im Spannungsverhältnis zwischen Realität und Utopie.

Eröffnet werden die diesjährigen Ruhrfestspiele mit “Hedda Gabler” von Henrik Ibsen, den man fast als einen der Geburtshelfer der Moderne bezeichnen darf. Der gleichnamigen Hauptfigur wird die vielfach preisgekrönte Film- und Theaterschauspielerin Nina Hoss Leben einhauchen.

Festpielleiter Dr. Hoffmann hat ein pralles Programm zusammengestellt - Foto: Ruhrfestspiele

Festpielleiter Dr. Hoffmann hat ein pralles Programm zusammengestellt – Foto: Ruhrfestspiele

Es folgen Hauptmanns “Rose Bernd” in einer Inszenierung von Frank Hoffmann, Wedekinds “Frühlings Erwachen”, Horváths “Geschichten aus dem Wiener Wald” (mit Angela Winkler) und “Ein Fräulein wird verkauft”, Manns bzw. Mahlers “Tod in Venedig/Kindertotenlieder” (mit Josef Bierbichler), Schönherrs “Der Weibsteufel” (mit Birgit Minichmayr und Tobias Moretti) Falladas “Kleiner Mann was nun?” und “Der Trinker” (mit Samuel Finzi), Sternheims “Die Hose / Bürger Schippel”, Kaisers “Gas”, Brechts “Die Kleinbürgerhochzeit” und Schnitzlers “Anatol”. “Wer ist die Waffe, wo ist der Feind” heißt die Uraufführung von Oliver Bukowski, ein Auftragswerk der Ruhrfestspiele, das inmitten der spannungsgeladenen Jugendbewegung des Jahres 1913 spielt.

Die Reihe der Uraufführungen sowie zwei weitere ungewöhnliche Projekte finden in der Halle König Ludwig 1/2 an der Alten Grenzstraße ein neues Zuhause. Nicht nur ist die Zeche in ihrer ehemaligen Bergbaufunktion eng mit der Ruhrfestspielgeschichte verwoben, auch mit dem diesjährigen Festspielthema ist sie historisch verbunden: Denn 1889 – zur Geburtsstunde der Moderne – wurde unweit von Schacht 1 der Schacht 2 abgeteuft. Hier findet im Rahmen des Festivals der Uraufführungen das diesjährige Gewinnerstück des Kleistförderpreises “Brandung” von Maria Milisavljevic eine faszinierende Kulisse.

Mit “Red Giselle” präsentiert das international gefeierte Eifman State Academy Ballett St. Petersburg hochkarätiges Tanztheater, die artistischen Produktionen “Popcorn Machine” und “Cirkopolis” lassen ihr Publikum eintauchen in eine atemberaubende Welt aus Akrobatik und Tanz. Die “Alpensinfonie” nimmt die Besucher dank groß projizierter Bildimpressionen von Tobias Melle mit auf eine überwältigende Reise für Auge und Ohr durch die Berchtesgadener Alpen. Der alte Theatermagier Peter Brook kreiert ein unbekannteres Werk von Beckett, und die neuen Stimmen in unserer prominenten Lesereihe wie Harry Rowohlt, Hannelore Hoger, August Zirner, Corinna Harfouch und Sophie Rois ziehen die Zuhörer mitten hinein in die Zeiten des Aufbruchs.

Auch das FRiNGE Festival wühlt auf, bewegt und überrascht sein Publikum! 2012 verdoppelte sich die Zahl der Besucher! Das zeigt: FRiNGE ist nicht nur „off“(-Festival), sondern auch “in” – und innovativ! Vom 21. Mai bis 8. Juni 2013 zeigen 25 Ensembles in insgesamt 135 Aufführungen, wie kleine Räume zu großen Bühnen werden können! Darunter 13 Gruppen, die unserem internationalen Bewerbungsaufruf gefolgt sind und aus 200 Solokünstlern und Ensembles aus 32 Ländern ausgewählt wurden. Drei Wochen lang belebt das FRiNGE Festival zwei FRiNGEZELTE im Stadtgarten, ein Foyer der Sparkasse Vest, eine Kneipe und einen Rohbau in der Recklinghäuser Innenstadt.
Und zum Finale dürfen sich die Besucher am 15. Juni auf ein fantastisches Abschlusskonzert freuen!

Mit 100 Produktionen und 318 Aufführungen in sechzehn Spielstätten sprengen die Ruhrfestspiele 2013 die Programme der Vorjahre.

Ruhrfestspiele Recklinghausen / Otto-Burrmeister-Allee 1 / 45657 Recklinghausen

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Aufbruch in ein wildes Leben

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Westfalen – Der Aufbruch in ein wildes und schönes, ein sorgenfreies und zügelloses Leben, er scheitert. Er muss scheitern. Ibsens Drama “Hedda Gabler” geht tragisch aus. Nachdem alle Träume und Schäume unerfüllt bleiben und keine neue Hoffnung mehr keimt, tötet sich Hedda, die Titelheldin mit einem Pistolenschuss in die Schläfe. Zumindest das ist konsequent, ehe sie ihr Leben in Lethargie und Langeweile, in Zwängen und Konventionen bei lebendigem Leibe begraben müßte. “Aufbruch und Utopie” lautet das Motto der diesjährigen Ruhrfestspiele.

Hedda Gabler spielt mit Nina Hoss, Alexander Khuon - Foto: Arno Declair /Ruhrfestspiele Recklinghausen

Hedda Gabler spielt mit Eilert Ljövborg. (Nina Hoss, Alexander Khuon) – Foto: Arno Declair /Ruhrfestspiele Recklinghausen

Nina Hoss ist die optimale Besetzung und das gleich im doppelten Sinne: Die aus Film und Fernsehen bekannte Schauspielerin verkörpert die “Hedda Gabler” als Paraderolle und zugleich ist sie eine sichere Spekulation mit ihrem Starimage, was sich für die Eröffnungspremiere eines Festivals besonders gut macht. Nina Hoss ist die unterkühlte, berechnende, egozentrische Blondine, schön, aber unnahbar, rätselhaft und besessen, “femme fatale” und Racheengel in einem. Die diesjährigen Ruhrfestspiele startete am Freitag in Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin mit Ibsens Drama “Hedda Gabler”, ein Start mit hohem Anspruch.

Unter der Regie von Stefan Pucher stehen vom 3. Mai bis 7. Mai 2013 Felix Goeser, Nina Hoss, Margit Bendokat, Anita Vulesica, Bernd Moss, Alexander Khuon und Naemi Simon auf der Ruhrfestspielbühne. Nach ihrer Premiere in Recklinghausen ist die Produktion “Hedda Gabler” ab dem 15. Mai 2013 am Deutschen Theater Berlin zu sehen.

Langeweile und Tristesse wachsen zwischen Hedda und ihrem Mann Jörgen Tesman. (Nina Hoss, Felix Goeser) Foto: Arno Declair /Ruhrfestspiele Recklinghausen

Langeweile und Tristesse wachsen zwischen Hedda und ihrem Mann Jörgen Tesman. Sie bekommt von ihm das verloren geglaubte Manuskrip des Widersachers. (Nina Hoss, Felix Goeser) Foto: Arno Declair /Ruhrfestspiele Recklinghausen

Ibsens Drama ist wohl bekannt und oft gespielt. Es ist ein Klassiker, der nach neuen Bildern, neuen Tönen und einer zeitgemäßen Zuspitzung verlangt. Keine leichte Aufgabe, zumal eigentlich alles bereits irgendwie gesagt ist, nur das letzte Motiv der Titelheldin bleibt ein Geheimnis.

Ein großes, wildes und schönes Leben, das ist es, was Hedda Gabler vorschwebte. Ein Leben in eigener Regie. Sie hat nicht ohne Berechnung den aufstrebenden Wissenschaftler Jörgen Tesman geheiratet. Er sollte eine gute Partie sein und ihr das Leben ermöglichen, was sie sich erträumt hat: in Luxus, Glanz und Glorie. Aber kaum von einer schier endlos langen und langweiligen Forschungsreise zurück, die ursprünglich als Hochzeitsreise begann, ahnt sie, dass sie an seiner Seite vor allem dies finden wird: Konventionen, Bedachtsamkeit und schiere Langeweile.

Hedda erkennt, dass bei Tesman kein Reichtum zu erwarten ist. Die angemietete Villa in Kristiana ist sogar einige Nummern zu groß, fast wie bei einem Hochstapler. Es steht zu befürchten, dass sich das Paar zukünftig wird einschränken müssen. Der Schock bei Hedda sitzt tief. Tesman träumt von einer Professur, die die wirtschaftlich prekäre Lage des Paares verbessern würde, denn am Ende der Hochzeitsreise ist sie nur desaströs zu nennen. Da taucht sein alter Bekannter Eilert Ljövborg in der Stadt auf, seit jeher Tesmans Rivale in Sachen Sex und Karriere. Ljövborg, ein Mann mit genialischen Zügen, hat seine Suchtprobleme in den Griff bekommen und ein Buch geschrieben, von dem bald alle sprechen werden und er gut leben kann. Tesman sieht seine Hoffnungen schwinden. Sein Gegenspieler wird ihn schon bald in allem überflügeln.

Hedda könnte mit fliehenden Fahnen zu ihm überlaufen, zumal sie früher etwas mit ihm hatte, aber die Konventionen halten sie gefangen. So spinnt sie als tief gekränkter Racheengel ein teufliches Intgrigenspiel, an dessen Ende sogar die Empfehlung des Selbstmordes steht. Ljövborg nimmt die Pistole von Hedda an und wird sich in der folgenden, ausgelassenen Nacht, ausgerechnet bei einem stadtbekannten Freudenmädchen, tödlich verletzen als sich versehentlich in der Waffe ein Schuss löst…

Am Ende muss Hedda feststellen, dass sie über niemanden Macht hat – nicht über Ljövborg und nicht über ihren Mann Tesmann, der mit Thea – Ljövborgs Assistentin – in merkwürdiger Eintracht das Mansukript von Ljövborg rekonstruieren will, das sie zuvor heimlich verbrannt und damit dessen Existenz vernichtet hatte.  Tesman lässt sie links liegen, als Thea ihm eröffnet, dass sie heimlich Notizen des Manuskriptes beiseite geschafft hat. Er könnte doch noch reüssieren – zumindest als der, der das genialische zweite Buch von Ljövborg rettet. Folgenrichtig sieht Hedda nur in einer Verzweiflungstat ihren Ausweg.

Stefan Pucher inszeniert seine “Hedda Gabler” als einen schrillen Bilderbogen – mit krassen Szenenwechseln auf großer Drehbühne. Beginnt er geradezu klassisch, historisch vor einem monströsen, düsteren, nordischen Blockhaus des 19. Jahrhunderts, so welchselt er im Szenenrhythmus die Zeiten und die Interieurs. So reicht die Botschaft – vielleicht ein bisschen zu platt – bis in die 60er des letzten Jahrhunderts und führt bis in unsere Tage. Pucher greift darüberhinaus tief in die Trickkiste der Theatermacher: Mit Videoeinspielungen wird die verschrobene, ja beinahe pubertäre Traumwelt der Titelheldin eingespielt, musikalische Einlagen bringen weitere Facetten ein. Doch “Hedda Gabler” eignet sich kaum als Musical, noch weniger als Rockoper, die Einlagen sind gewollte Unterbrechungen und Irritationen und passen zum intellektuellen Tenor der Regiearbeit.

Stefan Puchers Version der “Hedda Gabler” ist artifiziell und intellektuell,  so kühl und distanziert wie die Titelheldin. Der Funke mag nicht wirklich überzuspringen. Der Applaus der Eröffnungspremiere galt zu Recht vor allem dem Ensemble, den Leistungen der Schauspielerinnen und Schauspieler allen voran Nina Hoss als “Hedda Gabler”. Ein artiger Auftakt für die Ruhrfestspiele. (Jörg Bockow)

Ruhrfestspiele Recklinghausen GmbH  / Otto-Burrmeister-Allee 1  / 45657 Recklinghausen
Telefon 02361 – 918-0
www.ruhrfestspiele.de

 

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Klassisches Ballett – märchenhaft schön!

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Westfalen – Bezaubernd, anrührend und einfach märchenhaft schön: Das Ballett “Red Giselle”, in diesen Tagen bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen zu sehen, zeigt den ganzen Zauber, der von klassischem Ballett ausgehen kann. Das sollte man sich nicht entgehen lassen. Die Rolle der “Red Giselle” war kongenial mit der Ballerina Svetlana Bednenko besetzt. Da bekam man beim Zuschauen einen trockenen Mund.

Fantastische Choreographie von Boris Eifman: Mit Musik von Pjotr I. Tschaikowski, Alfred Schnittke und Georges Bizet. - Foto: Eifman State Academy Ballet St. Petersburg

Fantastische Choreographie von Boris Eifman:
Mit Musik von Pjotr I. Tschaikowski, Alfred Schnittke und Georges Bizet. – Foto:
Eifman State Academy Ballet St. Petersburg

Das Eifman State Academy Ballet aus St. Petersburg ist eine Sensation – mit einem einzigen Wort: Weltklasse. Es ist längst auf Augenhöhe mit dem renommierten Bolschoi-Ballett. Kein Wunder also, dass die gestrige Premiere im Festspielhaus begeistert aufgenommen und die Tänzer frenetisch beklatscht wurden.

Unvergessen: Zwischen dem kometenhaften Aufstieg der Primaballerina und dem unendlichen Schmerz ihres Endes liegt ein beeindruckender Tanzabend, der einem ans Herz geht. - Foto: Eifman State Academy Ballet St. Petersburg

Unvergessen: Zwischen dem kometenhaften Aufstieg der Primaballerina und dem unendlichen Schmerz ihres Endes liegt ein beeindruckender Tanzabend, der einem ans Herz geht. – Foto:
Eifman State Academy Ballet St. Petersburg

Die Choreografien dieser Gruppe gehören zum Besten, was man zurzeit an europäischem Ballett sehen kann. Das Stück “Red Giselle” – eine Mischung aus erzählendem Tanztheater und klassischem Ballett – erzählt die Geschichte der unvergesslichen Primaballerina Olga Spessivtseva, die zu den Ausnahmekünstlern der frühen Sowjetunion gehörte und 1991 mit 96 Jahren starb. Auch wenn ihr Ende bedrückend und traurig war, vergessen wird sie nie und nimmer. “Red Giselle” setzt der Ausnahmetänzerin ein fantastisches Denkmal: Getanzte Geschichte von den atemberaubenden Höheflügen bis zu den traurigen Niederungen.

“Red Giselle” erzählt von Aufstieg und Fall der russischen Primaballerina Olga Spessivtseva. Die Rolle der Giselle im gleichnamigen Ballett war für sie der phänomenale Durchbruch, aber da lag das Zarenreich schon in den letzten Zügen, und als Diva in die stahlgraue Zeit nach der Oktoberrevolution zu geraten, war ein eher fragliches Glück.

Boris Eifman erzählt die Geschichte seiner Protagonistin als eine wesentlich von drei Männern bestimmte Existenz. Da ist zuerst der strenge, brillante Lehrer, der ihr Talent durch Disziplin formt; dann erscheint der Parteifunktionär, der sie protegiert, weil sie das heimliche Objekt seiner unproletarischen Begierden ist. Sie entkommt, um in Paris dem nächsten Partner in ihrem verhängnisvollen Reigen zu begegnen: dem Tänzer Serge Lifar, mit dem sie auf der Bühne zuerst große Erfolge feiert, in den sie sich verliebt, der sie aber verschmäht. Dann kommen Alter, Verzweiflung, Alkohol, 20 Jahre ausgebranntes Überleben in einem Irrenhaus. (Jörg Bockow)

Ruhrfestspiele Recklinghausen / Otto-Burrmeister-Allee 1  / 45657 Recklinghausen
Telefon 02361 – 918-0
www.ruhrfestspiele.de

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Westfälische Küche in historischer Mühle

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Westfalen – Es ist eine kleines Idyll, das sich Peter Berkelmann mit seinem Hotel-Restaurant Loemühle in der Nähe von Marl mit Umsicht und viel Engagement aufgebaut hat. Das geschichtsträchtige Landhotel liegt am Rande des Ruhrgebietes und des Münsterlandes.

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Das Hotel-Restaurant hat viel zu bieten und eignet sich als Urlaubsstandort genauso wie für Wochenendtrips und feine Feierlichkeiten. – Foto: Hotel-Restaurant Loemühle.

Die exzellente Lage in unmittelbarer Nähe zu den Metropolen der Ruhrstadt sowie die gute Verkehrsanbindung macht das Haus besonders attraktiv. Die  Gäste schätzen vor allem die Ruhe, die reizvolle Landschaft mit vielen Freizeitmöglichkeiten und die Nähe zu den kulturellen Angeboten an Rhein und Ruhr. So sind die Ruhrfestspiele in Recklinghausen nur einen Steinwurf weit entfernt – aber auch viele andere Attraktionen machen das Hotel-Restaurant Loemühle zu einem exzellenten Ausgangspunkt. Viele bringen auch ihre Fahrräder und Bikes mit, um von hier aus das Münsterland zu erkunden und die typische Parklandschaft zu genießen.

Das Haus wird von Peter Berkelmann mit glücklicher Hand  familiär geführt. Zur Seite steht ihm ein engagiertes Team. Seit Juni 2011 ist die Leitung der Küche in der Verantwortung von Peter Meistes und Sven Lindstedt.

Peter Meistes und . - Foto: Hotel-Restaurant Loehmühle

Peter Meistes und Sven Lindstedt sorgen im Restaurant für die kulinarischen Highlights. – Foto: Hotel-Restaurant Loemühle

Beide stehen für eine selbst vom “Feinschmecker” gelobte regionale und saisonal wechselnde Küche. In diesem Jahr ist das Restaurant außerdem einer der Aufsteiger in der von “Westfalium” veröffentlichten Liste mit den besten 50 Restaurants in Westfalen.

Urgemütliche westfälische Atmosphäre: Hier im Restaurant kann man sich wirklich wohl fühlen. - Foto: Hotel-Restaurant Loemühle

Urgemütliche westfälische Atmosphäre: Hier im Restaurant kann man sich wirklich wohl fühlen. – Foto: Hotel-Restaurant Loemühle

Darüberhinaus ist Peter Berkelmann quirrlig und rege genug, um auch mit eigenen Veranstaltungen , wie Open Air Kino, Sommerfest, Weinfest, Weihnachtsmarkt, Dinner Musical zu punkten und eigene Akzente in der Region zu setzen.

Feine Speisen: Das Auge ißt mit. Daher werden die Gerichte appetitlich hergerichtet. - Foto: Restaurant-Hotel Loemühle

Feine Speisen: Das Auge ißt mit. Daher werden die Gerichte in der Küche liebvoll und appetitlich hergerichtet. – Foto: Restaurant-Hotel Loemühle

Das Hotel-Restaurant Loemühle empfiehlt sich zudem als Veranstaltungsort für Familienfeiern, Jubiläen, Geburtstage, aber auch geschäftliche Anläße. Mehrere Veranstaltungs- und Tagungsräume stehen zur Verfügung und können je nach Anlaß bespielt werden.

Moderne Zimmer bieten dem Gast die Bequemlichkeit, die er für seine Entspannung sucht. - Foto: Hotel-Restaurqant Loemühle

Moderne Zimmer bieten dem Gast die Bequemlichkeit, die er für seine Entspannung sucht. – Foto: Hotel-Restaurant Loemühle

Das Hotel verfügt über auf 4.000 Quadratmetern über einen  Wellnessbereich (5 Saunen, Hallenbad, Aussenpool, Massage, Kosmetik). Von hier aus können verschiedene Aktivitäten angegangen werden: Joggen, Fahrrad fahren direkt im/am Hotel. In kurzer Distanz sind 11 Tennisplätze und eine Halle, drei Fußballrasenplätze und ein Kunstrasenplatz,eine  Bogenschießanlage,ein 18-Loch Golfplatz und der Flugplatz Loemühle speziell für Fallschirmspringer bequem erreichbar.

Das Restaurant Loemühle wird wegen seiner gehobenen, regionalen und typisch westfälischen Küche über die Region hinaus geschätzt. Die Speisenkarte wird der Saison angepasst und bietet viele leckere Speisen und Gerichte. Hauptgerichte 14 bis 29  Euro

Das gemütliche Restaurant verfügt über 30 Sitzplätze, mit Dielenboden, vier Nischenbereichen sowie einer langen Fensterfront mit Blick auf die Gartenterrasse und den Loemühlenbach. Der Stammtisch am offenen Kamin lädt im Winter bei loderndem Feuer zum gemütlichen verweilen und zwei kleine Gesellschaftsräume für 16 oder jeweils zehn Personen zum Feiern ein.

Die alte Mühle  und Kornkammer anno 1230, an der mit 90 Quadratmeter beheizten, Markisen überdachten Gartenterrasse wurde zu einem gemütlichen Barbereich und Veranstaltungsraum für bis zu 40 Personen ausgebaut.

Öffnungszeiten Restaurant: Täglich 7.00 – 24.00 Uhr

Öffnungszeiten Küche: Frühstück täglich 7.00 – 10.30 Uhr, Mittags täglich  12.00 – 14.30 Uhr, Abends täglich 18.00 – 22.00 Uhr

Feiertags, Samstags und Sonntags zusätzlich: 14.30 – 18.00 Uhr Küche und Kuchenauswahl

Restaurant Loemühle / Loemühlenweg 221 / 45770 Marl
Telefon 02365 – 4145-0
www.hotel-loemuehle.de

 

 

 

 

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Landhotel mit vielen Freizeitmöglichkeiten

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Westfalen – Die Lage ist exzellent, die Freizeitmöglichkeiten unübertrefflich: Es ist eine kleines Idyll, das sich Peter Berkelmann mit seinem Hotel-Restaurant Loemühle in der Nähe von Marl mit Umsicht und viel Engagement aufgebaut hat. Das geschichtsträchtige Landhotel liegt am Rande des Ruhrgebietes und des Münsterlandes.

Familiär geführt: Das Hotel Loemühle empfängt den Gast mit großer Herzlichkeit. - Foto: Hotel Loemühle

Familiär geführt: Das Hotel Loemühle empfängt den Gast mit großer Herzlichkeit. – Foto: Hotel Loemühle

Die Gäste schätzen vor allem die Ruhe, die reizvolle Landschaft mit vielen Freizeitmöglichkeiten und die Nähe zu den kulturellen Angeboten an Rhein und Ruhr. So sind die Ruhrfestspiele in Recklinghausen nur einen Steinwurf weit entfernt – aber auch viele andere Attraktionen machen das Hotel-Restaurant Loemühle zu einem exzellenten Ausgangspunkt. Viele bringen auch ihre Fahrräder und Bikes mit, um von hier aus das Münsterland zu erkunden und die typische Parklandschaft zu genießen.

Das Haus wird wird familiär geführt. Peter Berkelmann steht ein engagiertes Team zur Seite. Seit Juni 2011 ist die Leitung der Küche in der Verantwortung von Peter Meistes und Sven Lindstedt.

In der waqrmen Jahreszeit ist die Loemühle ein beliebter Treffpunkt. Hier kann man bei einem guten Glas und köstlichem Essen entspannen. - Foto: Hotel Loemühle

In der waqrmen Jahreszeit ist die Loemühle ein beliebter Treffpunkt. Hier kann man bei einem guten Glas und köstlichem Essen entspannen. – Foto: Hotel Loemühle

Das Hotel-Restaurant Loemühle empfiehlt sich zudem als Veranstaltungsort für Familienfeiern, Jubiläen, Geburtstage, aber auch geschäftliche Anläße. Mehrere Veranstaltungs- und Tagungsräume stehen zur Verfügung und können je nach Anlaß bespielt werden. Umtriebig und einfallsreich kümmert sich der Hausherr um zahlreiche eigene Veranstaltungen , wie Open Air Kino, Sommerfest, Weinfest, Weihnachtsmarkt, Dinner Musical zu punkten und eigene Akzente in der Region zu setzen.

Den Gast erwarten gmütliche Zimmer, in denen man wunderbar schlafen und entspannen kann. - Foto: Hotel Loemühle

Den Gast erwarten gmütliche Zimmer, in denen man wunderbar schlafen und entspannen kann. – Foto: Hotel Loemühle

Das Hotel verfügt über auf 4.000 Quadratmetern über einen Wellnessbereich (5 Saunen, Hallenbad, Aussenpool, Massage, Kosmetik). Von hier aus können verschiedene Aktivitäten angegangen werden: Joggen, Fahrrad fahren direkt im/am Hotel. In kurzer Distanz sind 11 Tennisplätze und eine Halle, drei Fußballrasenplätze und ein Kunstrasenplatz,eine Bogenschießanlage,ein 18-Loch Golfplatz und der Flugplatz Loemühle speziell für Fallschirmspringer bequem erreichbar.

In den gemütlichen Zimmern entfaltet die alte Mühle ihren eigenen Charme. - Foto: Hotel Loemühle

In den gemütlichen Zimmern entfaltet die alte Mühle ihren eigenen Charme. – Foto: Hotel Loemühle

Das Restaurant Loemühle wird wegen seiner gehobenen, regionalen und typisch westfälischen Küche über die Region hinaus geschätzt. Die Speisenkarte wird der Saison angepasst und bietet viele leckere Speisen und Gerichte. Hauptgerichte 14 bis 29 Euro

Das gemütliche Restaurant verfügt über 30 Sitzplätze, mit Dielenboden, vier Nischenbereichen sowie einer langen Fensterfront mit Blick auf die Gartenterrasse und den Loemühlenbach. Der Stammtisch am offenen Kamin lädt im Winter bei loderndem Feuer zum gemütlichen verweilen und zwei kleine Gesellschaftsräume für 16 oder jeweils zehn Personen zum Feiern ein.

Die alte Mühle und Kornkammer anno 1230, an der mit 90 Quadratmeter beheizten, Markisen überdachten Gartenterrasse wurde zu einem gemütlichen Barbereich und Veranstaltungsraum für bis zu 40 Personen ausgebaut.

Öffnungszeiten Restaurant: Täglich 7.00 – 24.00 Uhr

Hotel Loemühle / Loemühlenweg 221 / 45770 Marl
Telefon 02365 – 41450
www.loemuehle.de

 

 

Öffnungszeiten Küche: Frühstück täglich 7.00 – 10.30 Uhr, Mittags täglich 12.00 – 14.30 Uhr, Abends täglich 18.00 – 22.00 Uhr

Feiertags, Samstags und Sonntags zusätzlich: 14.30 – 18.00 Uhr Küche und Kuchenauswahl

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Recklinghausen: Auf den Kopf gefallen

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Westfalen – Die Ruhrfestspiele in Recklinghausen warten in diesem Jahr mit der Neuinszenierung von Luigi Pirandellos Drama „Heinrich IV.“ auf.  Es ist eine Koproduktion mit dem Nationaltheater Luxemburg.  Frank Hoffmann – hier wie dort auch Intendant – hat sich den tragisch-komischen Stoff höchstdarselbst vorgenommen und in die Zeit  des italienischen Faschismus verlegt. Das in sich bereits kunstvoll verdrehte und rätselhafte Stück über Wahn und Wirklichkeit, Schein und Sein, bekommt so eine historische und  politische Dimension, deren Perspektive dem Zuschauer indes verborgen bleibt oder sogar streckenweise als eine verharmlosende Kolportage wirkt. “Der Grund dieses Stück zu wählen, war meine persönliche Begeisterung für den Autor und das Stück. Es passt auch gut in die Thematik der diesjährigen Ruhrfestspiele. Pirandello ist Sizilianer und auf Inseln schreibt man manchmal andere Stücke,” sagte Regisseur Frank Hoffmann auf der Pressekonferenz.

Bild v.l.n.r: Josiane Pfeiffer, Rudolf Kowalski, Roger Seimetz, Ulrich Kuhlmann Foto: Birgit Hupfeld/Ruhrfestspiele

Bild v.l.n.r: Josiane Pfeiffer, Rudolf Kowalski, Roger Seimetz, Ulrich Kuhlmann
Foto: Birgit Hupfeld/Ruhrfestspiele

Uraufgeführt wurde das Stück 1922 in Mailand, nachdem aus den Trümmern des Ersten Weltkrieges der Faschismus zur Massenbewegung aufsteigt und Benito Mussolini die politische Weltbühne betritt. Das absurde, allegorische  Theater des Literaturnobelpreisträgers Luigi Pirandello wirkt in der Inszenierung von Frank Hoffmann jedoch ziemlich statisch und bemüht. Die Inszenierung bleibt blutleer, der Funke will nicht wirklich überspringen, sodass das Pferd, das am Anfang und am Ende über die Bühne schreiten kann, als das Lebendigste der Inszenierung in Erinnerung bleibt.

Bild v.l.n.r: Josiane Pfeiffer, Annette Schlechter, Rudolf Kowalski, Roger Seimetz Foto: Birgit Hupfeld/Ruhrfestspiele

Bild v.l.n.r: Josiane Pfeiffer, Annette Schlechter, Rudolf Kowalski, Roger Seimetz
Foto: Birgit Hupfeld/Ruhrfestspiele

Das Schauspiel-Ensemble rettet indes mit einigen Bravour-Leistungen den Abend. Vor allem der als ZDF-Kommissar „Stolberg“ bekannte Rudolf Kowalski brilliert durch eine glänzende Vorstellung, in der er in die Rolle Mussolinis schlüpfen und dessen operettenhaftes Schmierentheater mimen darf als sei Silvio Berlusconi leibhaftig ins Kostüm geschlüpft. Das ist ein wahrer Augenschmaus, weil Kowalski die körperliche Präsenz  eines Dustin Hoffman auf die Bühne bringt und mit lauter Assoziationen an Charles Chaplin in der Rolle als “Großer Diktator” spickt. Das ist meisterlich und zudem höchst unterhaltsam. Kowalski bringt auch die Tiefe und Widersprüchlichkeit der tragischen Figur zum Ausdruck, die sich am Ende notgedrungen zur Fortsetzung des Possenspiels entscheidet, weil die Wirklichkeit für ihn alles andere als erfreulich wäre.

Bild v.l.n.r: Marc Baum, Sinja Dieks, Ulrich Kuhlmann Foto: Birgit Hupfeld/Ruhrfestspiele

Bild v.l.n.r:Marc Baum, Sinja Dieks, Ulrich Kuhlmann – Foto: Birgit Hupfeld/Ruhrfestspiele

Zum Inhalt: Ein Mann (Rudolf Kowalski), gekleidet wie Heinrich IV., stürzt bei einem Maskenumzug vom Pferd und hält sich von da an in der Adaption von Frank Hoffmann für Benito Mussolini. 20 Jahre lebt er in diesem Wahn, den die Menschen, die ihn umgeben, aufgreifen und weiterspielen. Dabei ist der “Verrückte” schon lange wieder aufgewacht, spielt seine Rolle aber weiter nach dem Motto: der Wahnsinn, das sind die anderen.

Bild v.l.n.r: Anne Moll, Maik Solbach, Ulrich Kuhlmann Foto: Birgit Hupfeld / Ruhrfestspiele

Bild v.l.n.r: Anne Moll, Maik Solbach, Ulrich Kuhlmann Foto: Birgit Hupfeld / Ruhrfestspiele

Hoffmann verändert auch die Rollennamen der Personen, die den Versuch unternehmen, Heinrich/Mussolini von seinem Wahn zu heilen und ihn aus seiner Verblendung wieder zu erwecken; so wird aus Heinrichs historischer Unterstützerin Mathilde von Tuszien Signora Bertha (Anne Moll).

Nervenarzt Genoni (Maik Solbach), der selbst den Charlie Chaplin gibt und „wie Goebbels“ aussieht, setzt auf die Rekonstruktion des fatalen Kostümfestes. Er will mit einer Art Schocktherapie Mussolini wieder zurück in die Wirklichkeit holen. Bertha und Tochter Frida (Sinja Dieks als jugendliches Ebenbild der Mutter) erscheinen in ihrer Rolle als die schöne Leni Riefenstahl, Fridas junger Ehemann Di Nolli (Marc Baum) ist ein Minister, Baron Belcredi der britische Premier Neville Chamberlain, Königin Elena tritt auf…

Doch Heinrich/Mussolini durchschaut das Spiel und nutzt seine Rolle als Verrückter weiterspielend, die Umstände seines Unfalles aufzuklären. Belcredi wird dabei als der Verursacher seines Unfalls identifiziert. Es war recht eigentlich ein verkapptes Attentat. Darauf  erschießt Heinrich/Mussolini Belcredi und muss, um nicht selbst angeklagt und verurteilt zu werden, die Rolle des Wahnsinnigen weiterspielen. Heinrich/Mussolini ist verdammt dazu, weiter den Verrückten zu mimen. (Dr. Jörg Bockow)

Ruhrfestspiele / Festspielhaus / Martinistraße 28 / 45657 Recklinghausen
Telefon 02361 – 92180
www.ruhrfestspiele.de

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Recklinghausen: Stürmische Ruhrfestspiele

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Westfalen – Die 68. Ruhrfestspiele unter dem Motto „INSELREICHE. Land in Sicht – Entdeckungen“ stellten vom 1. Mai bis 15. Juni 2014 Inseln in den Fokus der Spielzeitreise – sowohl im geographischen als auch im metaphorischen Sinne.

Station machte das Festival in Irland (Eh Joe / I´ll Go On, Quietly, Endspiel, Purpurstaub, Molly Sweeney, Das Ende vom Anfang, Penelope, Warten auf Godot), Großbritannien (Der Sturm, Waisen, Verrat), Sizilien (Hein-rich IV.), Japan (The Bee), Australien (Knee Deep), Island (Island One Way), auf den Kanarischen Inseln (Cambuyón) und der Iberischen Halbinsel (Don Quijote, Dali vs. Picasso).

Mit "Der Sturm" gab es gleich von Anfang an heftige Debatten. - Foto: Pohlmann

Mit “Der Sturm” gab es gleich von Anfang an heftige Debatten. – Foto: Pohlmann

Die Ruhrfestspiele 2014 landeten einen herausragenden künstlerischen Erfolg. So stießen sehr heutige Inszenierungen von Werken der Pioniere des absurden Theaters Samuel Beckett und Fernando Arrabál ebenso auf Begeisterung wie klassischere Aufführungen, darunter Marivaux´ „Les fausses confidences“ mit Isabelle Huppert.

Heiße Diskussionen entbrannten über experimentelle Produktionen wie „Der Sturm“ unter der Regie des Isländers Gísli Örn Garðarsson oder „Purpurstaub“ von Regisseur Sebastian Hartmann. Debatten, die durch die Ruhrfestspiele gerne gefördert werden. Denn „eine auf hohem Niveau geführte Diskussionskultur kann dem Theater nur guttun“, so Festspielleiter Frank Hoffmann. „In seinem Reichtum ist die deutsche Theaterlandschaft einzigartig in der Welt. Es ist wichtig, diesen Reichtum zu fördern und kontinuierlich weiterzuentwickeln: durch innovative Formen des Theaters und neue Kooperationen auf internationalem Niveau.“

Mit "Szenen einer Ehe" kam großartiges Schauspieler-Theater auf die Bühne.

Mit “Szenen einer Ehe” kam großartiges Schauspieler-Theater auf die Bühne.

Innovativ waren auch in diesem Jahr die Uraufführungen und erreichten erneut eine ausnehmend positive Resonanz bei Publikum und Presse. Mit einer Auslastung von über 80 Prozent bestätigte die Halle König Ludwig 1/2 ihren Rang als anerkannte und stark frequentierte Spielstätte des „Festivals der Uraufführungen“.

Für Kinder und Jugendliche gab es im IN-Festival gleich fünf Stücke zu entdecken. Beginnend mit spielerischem Theater für Kinder ab einem Jahr („Kugelbunt“) bis hin zu anspruchsvollem grenzübergreifenden Jugendtheater („Tahrir Tell“). Vier „schräge“ Jugendproduktionen wurden darüber hinaus im Rahmen des FRiNGE Festivals präsentiert.
pressekontakt:

"Warten auf Godot" - eine tolle Bühne  für hervorragende Schauspieler. - Foto: Arnos Declair

“Warten auf Godot” – eine tolle Bühne für hervorragende Schauspieler. – Foto: Arnos Declair

Die Ruhrfestspiele freuten sich über neue Kooperationen mit dem Célestins-Théâtre de Lyon aus Frankreich, dem Abbey Theatre Dublin und dem Gate Theatre Dublin aus Irland, dem Tokyo Metropolitan Theatre und NODA MAP aus Japan, dem Casus Circus aus Australien, dem Vaktangov Staatstheater Moskau aus Russland, dem Schnawwl Mannheim, dem Theater Gütersloh, dem Deutschen Nationaltheater Weimar, dem Theater Reutlingen Die Tonne, dem HAU Hebbel am Ufer und dem Staatstheater Braunschweig. Claus Peymann, Hermann Beil und Jevgenij Sitochin bereicherten darüber hinaus erstmals die Lesereihe der Ruhrfestspiele.

Innovationen gab es auch im FRiNGE Festival: So ging das Off-Theaterfestival der Ruhrfestspiele in diesem Jahr in die Verlängerung. Vom 13. Mai bis 7. Juni 2014 bot es eine Woche mehr schräge, schrille und neuartige Kunst. Internationale Künstler aus zehn Ländern präsentierten ein künstlerisches Spektrum von Figurentheater über Zirkus bis hin zu elektronischer Musik. Darüber hinaus eroberte „FRiNGE im Park“ erstmals den Stadtgarten und wurde von den Besuchern begeistert aufgenommen.

Anmut und Kraft: Tanztheater vom Feinsten in "Beyond Sin". - Foto: Souheil Michael Khoury

Anmut und Kraft: Tanztheater vom Feinsten in “Beyond Sin”. – Foto: Souheil Michael Khoury

Insgesamt waren bei den Ruhrfestspielen in diesem Jahr 99 Produktionen in 306 Aufführungen zu erleben, darunter 8 Deutschlandpremieren, 7 Uraufführungen, 5 Premieren der Insze-nierung und 22 FRiNGE Produktionen. Das Gros der 18 Koproduktionen der Ruhrfestspiele wird an renommierten nationalen und internationalen Theatern weitergespielt.

Die 68. Ruhrfestspiele erreichten bis dato insgesamt 82.789 Besucher und damit das zweitbeste Ergebnis der Geschichte der Ruhrfestspiele. Dies entspricht einer knapp 80-prozentigen Auslastung. Überaus positiv fiel das Ergebnis des FRiNGE Festivals aus. Das Off-Theater Festival hat mit über 13.000 Besuchern den Zuschauerrekord von 2012 eingestellt.

Neben dem Theaterpublikum besuchten etwa 80.000 Menschen das Kulturvolksfest am 1. Mai. Hinzu kommen die zahlreichen Besucher der Ausstellung „SAGA. Kunst aus Island – Wenn Bilder erzählen“ in der Kunsthalle in Recklinghausen.

Im Anschluss an das Abschlusskonzert mit Jupiter Jones am 14. Juni 2014 auf dem Rathausplatz Recklinghausen feiern die Ruhrfestspiele gemeinsam mit ihrem Publikum am Ruhrfestspielhaus den Ausklang der Festspiele. Damit ist jedoch noch nicht Schluss: Denn mit ihrer Beteiligung an der Nacht der Industriekultur legen die Ruhrfestspiele erstmals eine ExtraSchicht ein: am 28. Juni 2014 in der Halle König Ludwig 1/2.

Ruhrfestspiele / Martinistr. 28 / 45657 Recklinghausen
Telefon 02361 – 92180
www.ruhrfestspiele.de

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Recklinghausen: Fringe Festival 2015 startet

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Westfalen – Schräg, schrill, rasant und experimentiertfreudig – das Fringe-Festival der Ruhrfestspiele 2015 in Recklinghausen startet heute. Das diesjährige Festival entführt die Besucher vom 12. Mai bis 6. Juni 2015 in eine Welt jenseits des Alltäglichen. 25 Ensembles aus 11 Ländern präsentieren ihre innovative Kunst: von Pantomime aus England über Zirkus aus Australien bis hin zu Percussion aus Portugal.

New Lyrique Boys Band - Foto: Ruhrfestspiele

New Lyrique Boys Band – Foto: Ruhrfestspiele

Präsentiert wird das FRiNGE Festival von der RWE Deutschland AG. Knapp vier Wochen lang belebt das schräge Festival sieben Spielstätten in Recklinghausen in täglich bis zu sechs Aufführungen. Neben dem Fringe-Zelt im Stadtgarten, dem Foyer der Sparkasse Vest (Königswall 33), den Gastronomien Drübbelken (Münsterstraße 5) und Ratskeller (Rathausplatz 3) und dem Friseursalon mod´s hair (Kurfürstenwall 19) ist das Tanzatelier Widance (Herner Str. 68) erstmals als Spielstätte mit dabei – mit der Präsentation ausgewählter Texte eines Schreibwettbewerbs unter dem Motto „Damenwahl!“.

Passagier - Foto: Vladimir Telegin

Passagier – Foto: Vladimir Telegin

Im Rundbogen am Fringe-Zelt wird das café mondial eröffnet. Hier können sich die Besucher nicht nur vor und nach den Veranstaltungen auf gemütlichen Holzpalet-tenmöbeln mit Getränken oder einem Imbiss stärken. Das café mondial wird darüber hinaus selbst zur Spielstätte: für autobiografische Kurzfilme über junge Menschen aus aller Welt im Auftrag von UNICEF, ein im Rahmen des Projektes „Rucksack-KiTa“ entstandenes Theaterstück, eine biografische Ausstellung der Lyrik-Werkstatt, ein „in-terkulturelles Märchencafé“ der Kulturmäuse, eine spannende szenische Lesung des Textes „Nachschreiber“ aus der Feder des Hertener Lehrers Ludger Haumann und vieles mehr.

Bounce - Foto: Dixie Sheridan

Bounce – Foto: Dixie Sheridan

Auch vor dem Fringe-Zelt spielt die Musik: Immer dienstags zwischen den Fringe-Vorstellungen reicht die musikalische Bandbreite von Bigband-Klängen bis zu Samba-Rhythmen, während der Donnerstagabend der französischen Klangwelt gewidmet ist.

Und da das Fringe-Festival immer viel zu kurz ist, wird es einfach verlängert. Unter dem Motto „FRiNGE Extended“ geht es zum Endspurt noch einmal um Leben und Tod – im wahrsten Sinne des Wortes.

Ruhrfestspiele Recklinghausen GmbH / Otto-Burrmeister-Allee 1 / 45657 Recklinghausen

Kartenstelle der Ruhrfestspiele / Martinistr. 28 / 45657 Recklinghausen
Telefon (0 23 61) 921-80

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Recklinghausen: Mitreissender Ballettabend

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Westfalen – Beeindruckend, umwerfend, expressiv – einen solchen Ballettabend hat man lange nicht mehr gesehen. Das war Weltklasse! „Nocturnes / Estro / Boléro“, eine deutsche Erstaufführung, stand am gestrigen Abend bei den diesjährigen Ruhrfestspielen auf dem Programm. Das große Haus war zur Premiere ausverkauft und der Schlussapplaus mit Standing Ovations mochte einfach nicht enden.

Estro - Fotos: Olivier Houeix

Estro von Vivaldi – Fotos: Olivier Houeix

Nach der Choreographie von Thierry Malandain tanzte das Malandain Ballet Biarritz, die Tanz-Compagnie also, die seit 2008 auch seinen Namen trägt. In dem Abend Nocturnes / Estro / Boléro werden drei unterschiedliche Choreographien Malandains vereint. Es sind wie so oft bei Malandain eigenwillige und höchst individuelle Auslegungen klassischen Stücke. Während die Interpretation von Nocturnes zu Chopins Musik bei den Ruhrfestspielen ihre Deutschlandpremiere erlebt, bildet die schwungvoll-sinnliche Choreographie zu Ravels Boléro den gefeierten Abschluss. Malandains Version ist eine Hommage an die legendären Ballets Russes. Hier trifft französischer Tanz auf französische Musik. Der Abend beginnt sinnlich-zart und endet furios mit einem Pladoyer für die Freiheit. Das Tanzensemple bricht förmlich aus dem Gefängnis aus. Die Choreographie zu Vivaldi lässt den Zuschauer durch ein Wechselbad der Gefühle taumeln.

Chopins Nocturnes vom Malandain Ballett interpretiert

Chopins Nocturnes vom Malandain Ballett interpretiert

Die 20 Tänzer des Ensembles sind alle klassisch ausgebildet. Grandios ihre Körperbeherrschung und ihr Ausdruck, zumal es Thierry Malandain gelingt, moderne Tanzelemente, ja selbst Jazz Dance, Disco Dance und HipHop mühelos in seine Choreographien zu integrieren. Im Mittelpunkt steht immer der stimmige und harmonische Körperausdruck. Es ist ein perfekt agierendes Ensemble, bei dem die Einzelleistung hinter der Gruppe zurückstehen muss. Die Bewegungen sind minutiös mit der Musik abgestimmt und ihr gefühlsmäßiger Ausdruck. Der Tanz rührt einen an, zumal jede Bewegung die Musik zu übersetzen und interpretieren scheint. Alles bleibt im Takt, bei jeder noch so kraftvollen und athletischen Figur bleit die ganze Choreographie im Fluss und strahlt eine unglaubliche Schwerelosigkeit aus. Mitunter hat man den Eindruck, dass die Tänzerinnen und Tänzer einen Moment in der Luft verharren so als seien sie aller Schwerkraft enthoben.

Ravels Boléro

Ravels Boléro

Thierry Malandain begann seine Karriere als Tänzer an der Pariser Staatsoper und tanzte im Ballet de Rhin und im Ballet Théâtre Français de Nancy. Er schuf über 70 Choreografien, die von Compagnien in der ganzen Welt aufgeführt werden. 2004 wurde Thierry Malandain für den Benois de la Danse im Bolschoi-Theater Moskau nominiert.

Das 1998 gegründete Malandain Ballett Biarritz tritt regelmäßig in ganz Frankreich auf, gastiert aber auch in zahlreichen Ländern Europas, ebenso wie im Nahen Osten, den USA und China. Das Repertoire beinhaltet in erster Linie Choreographien des Leiters Thierry Malandain, der jedoch regelmäßig auch ausländische Choreographen engagiert. Malandain tanzte selbst als Solist an der Opéra Paris, am Ballet du Rhin Mulhouse und in Nancy.

Thierry Malandain ist 1959 geboren und sollte eigentlich Ingenieur werden, wie sein Vater. Aber schon der junge Thierry setzte sich durch, durfte die Schule wechseln, um zugleich Ballett zu trainieren. Thierry Malandain gehört heute zu den berühmtesten Choreographen der Welt. Sein Stil ist eine kongeniale Weiterentwicklung des klassischen Balletts. Genial! (Jörg Bockow)

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Ruhrfestspiele: Palaver der Peinlichkeiten

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Westfalen – Die Erwartungen sind hoch. Die Fallhöhe aber auch. Die diesjährigen Ruhrfestspiele in Recklinghausen präsentieren „Bella Figura“, das neue Stück von Yasmina Reza, in einer Co-Produktion mit der Schaubühne Berlin. Die französische Autorin wird seit ihren beiden Erfolgsstücken „Gott des Gemetzels“ und „Kunst“ als die Kammerspiel-Königin gehandelt. „Bella Figura“ ist eine Auftragsarbeit und eigens für das Ensemble der Schaubühne geschrieben worden. Die Welturaufführung in Berlin liegt gerade einmal zwei Wochen zurück.

BELLA FIGURA von Yasmina Reza Regie: Thomas Ostermeier - Fotos: Arno Declair

Herausragend: Nina Hoss als Andrea in BELLA FIGURA von Yasmina Reza
Regie: Thomas Ostermeier – Fotos: Arno Declair

Man erwartet ein Feuerwerk der Dialoge, atemlos und spritzig, witzig bis sarkastisch und einen Plot, der unweigerlich auf eine Katastrophe zusteuert. Doch „Bella Figura“ ist nicht wie seine Vorgänger eine entlarvende Gesellschaftskomödie, die dem Publikum mit bitterem Witz die Augen öffnet. Der Funke will trotz brillanter und hochkarätiger Besetzung – herausragend Nina Hoss und Mark Waschke – nicht so recht überspringen. Am Ende überfällt einen eine melancholische Tristesse, ganz ähnlich wie sie die beiden Hauptpersonen auf der Bühne durchleben.

Nina Hoss und Mark Wasche in BELLA FIGURA von Yasmina Reza

Nina Hoss und Mark Wasche in BELLA FIGURA von Yasmina Reza

Der Erkenntnisgewinn ist mager – sowohl für die peinlich verstrickten Protagonisten, die am Ende in einer beinahe existentialistischen Attitüde erstarren, aber auch für den Zuschauer, der sich in der Unfähigkeit zur Kommunikation wiedererkennen mag aber dennoch nicht wirklich involviert ist. Die ansonsten stets scharf geladene Waffe der Yasmina Reza entpuppt sich dieses Mal als Rohrkrepierer.

Die Fassade bröckelt: Im Verlauf der Auseinandersetzung macht niemand mehr eine gute Figur

Die Fassade bröckelt: Im Verlauf der Auseinandersetzung macht niemand mehr eine gute Figur

Ein Frühlingsabend. Es ist schon dunkel. Auf dem Parkplatz eines Restaurants, in Frankreich, ganz in der Nähe von Bordeaux. Ein Peugeot 207 mit offener Beifahrertür. Die Scheinwerfer leuchten in die Ferne. Boris steht neben seinem Wagen. Die Beine einer Frau gucken heraus. Ein bisschen zu kokett ist sie gekleidet, mit ihrem kurzen Rock und der durchscheinenden Bluse. Andrea zündet sich eine Zigarette an.

Boris zu Andrea: „… oder wir nehmen ein Zimmer im Ibis und vögeln gleich. Wär mir ohnehin lieber.“ Direkter geht es nicht. Boris will keine Zeit verlieren. Das Angebot sie vorher in ein Restaurant auszuführen ist ein Zugeständnis, das einfach nur Mühe machen würde. Nach vier Jahren ihrer Affäre kommt er gleich auf den Punkt. Entlarvend seelenlos. Und ohne jede Emotion. Doch Andrea, die coole Blondine, zickt. Heute ist sie auf Krawall gebürstet. Sie ahnt längst das Ende ihrer verlogenen Beziehung. Mit Tabletten und viel Alkohol wird ihre Zunge von Minute zu Minute schärfer und ihrTon bitterer.

Auf der Toilette bricht die ganze Welt zusammen

Auf der Toilette bricht die ganze Welt zusammen

Andrea ist Apothekenhelferin, Anfang vierzig, alleinerziehend, mit einer neunjährigen Tochter; Boris Glasfabrikant, ebenfalls Anfang vierzig, verheiratet mit Patricia, zwei Kinder. Das Feuer zwischen ihnen ist erloschen. Es geht nur noch um Sex. Der Krach ist vorprogrammiert. „Findest du es normal, mit mir in ein Lokal zu gehen, das dir deine Frau empfohlen hat?“ eröffnet sie den Streit, der zum bestimmenden Thema auf der Bühne wird und alle anderen Beteiligten unweigerlich mit in seinen Strudel reißt.

Boris steht mit seiner Firma kurz vor der Insolvenz. Die Nerven liegen blank. Das Drama kommt in Schwung als Boris so aufgebracht wie unachtsam mit seinem Wagen zurücksetzt und Yvonne, eine ältere Dame anfährt. Die will gerade zusammen mit ihrem Sohn Eric und dessen exaltierter Freundin Françoise in dem Restaurant Geburtstag feiern. Der wortreiche Höllentrip kann beginnen.

Françoise entpuppt sich als die beste Freundin von Boris‘ Frau Patricia. Françoise droht als Racheengel dem Paar mit der Entlarvung ihrer Affäre. Es entspinnt sich beim gemeinsamen Geburtstags-Cocktail und anschließenden Essen eine peinsame Auseinandersetzung um das Leben, die Liebe und die Wohlanständigkeit. In ihren Dialogen entlarven sich alle Protagonisten gegenseitig mit schonungsloser Direktheit. Am Ende macht keiner mehr eine gute Figur (Bella Figura).

Die Streitgespräche finden ihren Gipfel in einer grotesken Szene in der Toilette des Restaurants. Hier kotzt man sich buchstäblich aus. Mit schmerzlicher Offenheit. Andrea und Boris fallen in einer Kabine in einem verzweifelten Akt zwischen Hass und Begierde übereinander her. Doch das entfacht kein reinigendes Gewitter, sondern bildet den Höhepunkt der Peinlichkeiten. Denn just in diesem Moment taucht Yvonne auf dem stillen Örtchen auf…

Thomas Ostermeier, in Berlin einer der gefeierten Regiestars, treibt den Plot ins Monströse. Bedeutungsschwanger sind die Symbole, die aufgefahren werden, als wenn die Dialoge alleine nicht reichen würden. Im Hintergrund laufen Rückprojektionen von wimmelnden Insekten, die in einem Terrarium zur Beobachtung bereitstehen, ganz so wie die handelnden Personen auf der Bühne.

Reza hat in bekannter Manier eine Versuchsanordnung angerichtet, in der der gebildete Mittelstand die Hüllen fallen lässt und seine niederen Beweggründe preisgibt. Ostermeier toppt das Ganze noch, indem er die Toiletten in seiner Inszenierung gläsern sein lässt. Zudem ist die Drehbühne dauernd in Bewegung. Mal langsam, mal schneller. Sie erlaubt den Blick von allen Seiten auf die angesetzte Versuchsanordnung, dass nicht nur den Protagonisten im Verlauf des Abends ganz schummrig und schwindelig wird.

„Man bricht mit seinem kleinen Bündel auf, um die Welt zu erobern. Man bildet sich ein, die Armee rücke vor, aber man verkümmert an Ort und Stelle“, deklamiert Andrea am Ende des Stücks, so als wenn ihr in all der Trübnis doch noch ein Licht aufgegangen wäre. Die fatalistische Erkenntnis bleibt sekundenlang im Blackoff hängen.

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Recklinghausen: Peymann in launiger Spielfreude

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Westfalen – Fast ein Heimspiel. Claus Peymann zurück im Revier. Immerhin für einen einzigen brillanten Theaterabend während der diesjährigen Ruhrfestspiele. Das Berliner Ensemble gastiert voller Spielfreude mit dem legendären Dramolette „Peymann kauf sich eine Hose und geht mit mir essen“ des österreichischen Dramatikers und Schriftstellers Thomas Bernhard. Beinahe ein Klassiker, seit Jahren schon unverändert in der gleichen kantigen Inszenierung.

Hermann Beil als Fräulein Schneider mit Claus Peymann - Fotos: Martin Vukovit

Hermann Beil als Fräulein Schneider mit Claus Peymann – Fotos: Martin Vukovit

Einige Fans waren offenbar aus Bochum angereist, um ihn, den ehemaligen Chef des Bochumer Schauspielhauses einmal wieder zu erleben: Live und in seiner Paraderolle als der Theatermacher Claus Peymann himself. Sie waren indes ein bisschen enttäuscht, dass zum tosenden Schlussapplaus nicht das gesamte Publikum gleich zu standing ovations aufsprang. Immerhin gab es anschließend eine Autogrammstunde.

Auf dem Sulzberg bei einer Jause: Hermann Beil als Dramaturg und Claus Peymann als Burgtheaterdirektor Peymann

Auf dem Sulzberg bei einer Jause: Hermann Beil als Dramaturg und Claus Peymann als Burgtheaterdirektor Peymann

Claus Peymann und Hermann Beil sind eine authentische Besetzung, wie sie authentischer nicht sein könnte. Herrmann Beil in gleich drei Rollen. Im ersten Akt als Fräulein Schneider, im zweiten als Thomas Bernhard und im dritten als er selbst mit Peymann auf der Sulzwiese. Als Theaterdirektor, Impressario und Souffleuse in Personalunion glänzte Maria Happel.

Thomas Bernhard hat seine drei Einakter ursprünglich gar nicht für die Bühne gedacht. Zusammen genommen aber bilden sie als „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“ einen herrlichen Theaterabend, der den Darstellern reichlich Gelegenheit bietet die irrwitzige, ja groteske Persiflage und bitterböse Abrechnung mit dem Theaterwahnsinn und mit der österreichischen Gesinnung auszuleben, dass es eine helle Freude ist.

In der szenischen Lesung dürfen sie prächtig übertreiben, sich versprechen, Anschlüsse verpassen, neben sich stehen, sich ans Textbuch klammern und über sich selber lachen. Im letzten Akt auf der Sulzwiese wird dank der Regieanweisungen von Maria Happel der Biss in das kalte Wiener Schnitzel zum running gag, der beinahe der lakonischen Antwort von Hermann Beil auf alle genialischen Geistesblitze und ausfallenden Tiraden von Peymann den Rang abzulaufen droht. Immer wieder kommentiert dieser nämlich jeden Gedanken von Peymann mit der lapidaren Bemerkung „Natürlich“. Das Publikum gluckst vor Vergnügen.

Einige der Schauspieler und Dramaturgen sind beim Umzug in Mitleidenschaft gezogen worden

Einige der Schauspieler und Dramaturgen sind beim Umzug in Mitleidenschaft gezogen worden

Der erste Einakter spielt in der Intendanz des Bochumer Schauspielhauses. Musik: Herbert Grönemeyer mit „Bochum“. Claus Peymann und Fräulein Schneider führen in Peymanns Büro ein Gespräch, nein, Peymann gibt Anweisungen, die die Sekretärin lakonisch und abgeklärt kommentiert. Sie kennt ihren Chef nur zu gut. Der Umzug nach Wien steht bevor. Die Koffer müssen gepackt werden. Schauspieler und Dramaturgen werden als Puppen eingepackt. Egal ob sie gequetscht werden, keine Luft mehr kriegen, bei der Wäsche oder unter der „weißen Weste“ des Direktors zu liegen kommen. Peymann räsoniert über seine Kollegen, die Kritiker und das Publikum.

Im zweiten Einakter gehen Thomas Bernhard und Claus Peymann, nachdem der letztere eine neue Hose gekauft hat, die Kärntner Straße auf und ab und dann in das Wiener Restaurant „Zauberflöte“ Rindsuppe essen. Das Gespräch über den Kauf der Hose, das zur existenzialistischen Betrachtung überhöht wird, kontrastiert die tiefsinnigen und aberwitzigen Gedanken über das Theater und den neuen Spielplan. Bernhards abgrundtiefer Hass gegenüber der reaktionären Gesinnung der Österreicher und der Wiener im speziellen bricht sich Bahn, das einem bei allen intellektuellen Purzelbäumen die Rindsuppe bildlich im Halse stecken bleibt.

Im dritten Akt machen der Herr Schauspieldirektor des Burgtheaters und sein Dramaturg Hermann Beil einen Ausflug auf die Sulzwiese am Kahlenberg eine Pause. Bei der Jause mit kaltem Schnitzel und einer Flasche Gumpoldskirchner blicken sie auch im übertragenen Sinne auf Wien und das Burgtheater hinunter. Peymann versteigt sich zu der omnipotenten Idee, den gesamten Shakespeare einschließlich der Sonette an einem einzigen Abend zu geben. Fünf Stunden und mit über tausend Schauspieler. Ob man so der österreichischen Ignoranz beikommen kann?

„Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“ ist in der Aufführung des Berliner Ensembles bei aller Selbstironie zugleich eine grandiose Hommage an den Dichter Thomas Bernhard wie den Theatermacher Claus Peymann. Dahinter treten die geistreichen Ausfälle über das Theatermachen, den „Theaterwahnsinn“ und die reaktionäre österreichische Gesinnung ein wenig zurück. Deren Bösartigkeit aber tun sie keinen Abbruch – ein herrliches Vergnügen. (Jörg Bockow)

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Recklinghausen: Peymann in launiger Spielfreude

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Westfalen – Fast ein Heimspiel. Claus Peymann zurück im Revier. Immerhin für einen einzigen brillanten Theaterabend während der diesjährigen Ruhrfestspiele. Das Berliner Ensemble gastiert voller Spielfreude mit dem legendären Dramolette „Peymann kauf sich eine Hose und geht mit mir essen“ des österreichischen Dramatikers und Schriftstellers Thomas Bernhard. Beinahe ein Klassiker, seit Jahren schon unverändert in der gleichen kantigen Inszenierung.

Hermann Beil als Fräulein Schneider mit Claus Peymann - Fotos: Martin Vukovit

Hermann Beil als Fräulein Schneider mit Claus Peymann – Fotos: Martin Vukovit

Einige Fans waren offenbar aus Bochum angereist, um ihn, den ehemaligen Chef des Bochumer Schauspielhauses einmal wieder zu erleben: Live und in seiner Paraderolle als der Theatermacher Claus Peymann himself. Sie waren indes ein bisschen enttäuscht, dass zum tosenden Schlussapplaus nicht das gesamte Publikum gleich zu standing ovations aufsprang. Immerhin gab es anschließend eine Autogrammstunde.

Auf dem Sulzberg bei einer Jause: Hermann Beil als Dramaturg und Claus Peymann als Burgtheaterdirektor Peymann

Auf dem Sulzberg bei einer Jause: Hermann Beil als Dramaturg und Claus Peymann als Burgtheaterdirektor Peymann

Claus Peymann und Hermann Beil sind eine authentische Besetzung, wie sie authentischer nicht sein könnte. Herrmann Beil in gleich drei Rollen. Im ersten Akt als Fräulein Schneider, im zweiten als Thomas Bernhard und im dritten als er selbst mit Peymann auf der Sulzwiese. Als Theaterdirektor, Impressario und Souffleuse in Personalunion glänzte Maria Happel.

Thomas Bernhard hat seine drei Einakter ursprünglich gar nicht für die Bühne gedacht. Zusammen genommen aber bilden sie als „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“ einen herrlichen Theaterabend, der den Darstellern reichlich Gelegenheit bietet die irrwitzige, ja groteske Persiflage und bitterböse Abrechnung mit dem Theaterwahnsinn und mit der österreichischen Gesinnung auszuleben, dass es eine helle Freude ist.

In der szenischen Lesung dürfen sie prächtig übertreiben, sich versprechen, Anschlüsse verpassen, neben sich stehen, sich ans Textbuch klammern und über sich selber lachen. Im letzten Akt auf der Sulzwiese wird dank der Regieanweisungen von Maria Happel der Biss in das kalte Wiener Schnitzel zum running gag, der beinahe der lakonischen Antwort von Hermann Beil auf alle genialischen Geistesblitze und ausfallenden Tiraden von Peymann den Rang abzulaufen droht. Immer wieder kommentiert dieser nämlich jeden Gedanken von Peymann mit der lapidaren Bemerkung „Natürlich“. Das Publikum gluckst vor Vergnügen.

Einige der Schauspieler und Dramaturgen sind beim Umzug in Mitleidenschaft gezogen worden

Einige der Schauspieler und Dramaturgen sind beim Umzug in Mitleidenschaft gezogen worden

Der erste Einakter spielt in der Intendanz des Bochumer Schauspielhauses. Musik: Herbert Grönemeyer mit „Bochum“. Claus Peymann und Fräulein Schneider führen in Peymanns Büro ein Gespräch, nein, Peymann gibt Anweisungen, die die Sekretärin lakonisch und abgeklärt kommentiert. Sie kennt ihren Chef nur zu gut. Der Umzug nach Wien steht bevor. Die Koffer müssen gepackt werden. Schauspieler und Dramaturgen werden als Puppen eingepackt. Egal ob sie gequetscht werden, keine Luft mehr kriegen, bei der Wäsche oder unter der „weißen Weste“ des Direktors zu liegen kommen. Peymann räsoniert über seine Kollegen, die Kritiker und das Publikum.

Im zweiten Einakter gehen Thomas Bernhard und Claus Peymann, nachdem der letztere eine neue Hose gekauft hat, die Kärntner Straße auf und ab und dann in das Wiener Restaurant „Zauberflöte“ Rindsuppe essen. Das Gespräch über den Kauf der Hose, das zur existenzialistischen Betrachtung überhöht wird, kontrastiert die tiefsinnigen und aberwitzigen Gedanken über das Theater und den neuen Spielplan. Bernhards abgrundtiefer Hass gegenüber der reaktionären Gesinnung der Österreicher und der Wiener im speziellen bricht sich Bahn, das einem bei allen intellektuellen Purzelbäumen die Rindsuppe bildlich im Halse stecken bleibt.

Im dritten Akt machen der Herr Schauspieldirektor des Burgtheaters und sein Dramaturg Hermann Beil einen Ausflug auf die Sulzwiese am Kahlenberg eine Pause. Bei der Jause mit kaltem Schnitzel und einer Flasche Gumpoldskirchner blicken sie auch im übertragenen Sinne auf Wien und das Burgtheater hinunter. Peymann versteigt sich zu der omnipotenten Idee, den gesamten Shakespeare einschließlich der Sonette an einem einzigen Abend zu geben. Fünf Stunden und mit über tausend Schauspieler. Ob man so der österreichischen Ignoranz beikommen kann?

„Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“ ist in der Aufführung des Berliner Ensembles bei aller Selbstironie zugleich eine grandiose Hommage an den Dichter Thomas Bernhard wie den Theatermacher Claus Peymann. Dahinter treten die geistreichen Ausfälle über das Theatermachen, den „Theaterwahnsinn“ und die reaktionäre österreichische Gesinnung ein wenig zurück. Deren Bösartigkeit aber tun sie keinen Abbruch – ein herrliches Vergnügen. (Jörg Bockow)

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Turbulente Komödie zum Festivalstart

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Recklinghausen – Die diesjährigen Ruhrfestspiele in Recklinghausen sind mit einer im wahrsten Sinne “überdrehten” Komödie gestartet. In einer Co-Produktion mit dem altehrwürdigen Wiener Burgtheater wurde “Der Diener zweier Herren” gegeben, in der die Drehbühne neben den grandios agierenden Schauspielern für zusätzlichen Schwung sorgte. Das Stück ist ein Theaterschmankerl, gerade passend zum 70. Geburtstag der Ruhrfestspiele.

Bild v.l.n.r: Markus Meyer, Peter Simonischek Foto: Reinhard Werner

v.l.n.r: Markus Meyer, Peter Simonischek – Fotos: Reinhard Werner /Burgtheater

“Der Diener zweier Herren” stammt ursprünglich aus der Feder von Carlo Goldini, der im Venedig des 17. Jahrhunderts einer der fleissigsten Autoren für die damals beliebte commedia dell’ arte war. Rund 100 Stücke gehen auf sein Konto, in denen der Autor vorzugsweise die bessere Gesellschaft in Venedig mit durchaus deftiger Sprache aufs Korn genommen hat.

v.l.n.r: Andrea Wenzl (Beatrice), Markus Meyer (Truffaldino), Peter Simonischek (Pantalone de´Bisognosi) Foto: Reinhard Werner / Burgtheate

Im Eifer des Gefechtes landet die Suppe auf dem feinen Anzug des Kaufmanns – v.l.n.r: Andrea Wenzl (Beatrice), Markus Meyer (Truffaldino), Peter Simonischek (Pantalone de´Bisognosi)

Die neue Fassung, die jetzt in Recklinghausen als Eröffnungsstück des Theaterfestivals über die Bühne ging und in wenigen Tagen auch in Wien Premiere feiern wird, stammt von niemand geringerem als Jürgen Flimm, der zusammen mit Marina Wandruszka das Stück aktualisiert hat. Allerdings sind die teilweise beissenden und spöttischen Kritiken an der Gesellschaft in einer turbulenten, irrwitzigen Verwechslungskomödie aufgegangen, die man in ähnlicher Manier auch im Boulevardtheater sehen kann.

Das Schicksal hat zwei vornehme junge Liebespaare auseinandergerissen. Sie müssen sich wiederfinden. Treibender Charakter ist der Diener Truffaldino, der einfach nicht genügend zu beißen hat. Er sucht sich einen zweiten Herrn, der ihm nicht nur sein Einkommen erhöht, sondern ganz konkret im Restaurant etwas zu Essen bestellt – was selbstredend selbstverständlich nie wirklich passiert. Stattdessen bedient Truffaldino beide Herren gleichzeitig und wirbelt die Szene nicht nur gehörig auf, sondern sorgt auch dafür, dass die Paare sich schlußendlich mit viel Türengeknalle, Versteckspiel und allerlei dramatischen Szenen wieder zusammenfinden.

v.l.n.r: Irina Sulaver (Clarice), Sebastian Wendelin (Florindo), Christoph Radakovits (Silvio), Peter Simonischek (Pantalone de´Bisognosi), Johann Adam Oest (Dottore Lombardi), Andrea Wenzl (Beatrice), Mavie Hörbiger (Smeraldina), Hans Dieter Knebel (Brighella), Stefan Wieland (Ein Kellner) Foto: Reinhard Werner / Burgtheate

v.l.n.r: Irina Sulaver (Clarice), Sebastian Wendelin (Florindo), Christoph Radakovits (Silvio), Peter Simonischek (Pantalone de´Bisognosi), Johann Adam Oest (Dottore Lombardi), Andrea Wenzl (Beatrice), Mavie Hörbiger (Smeraldina), Hans Dieter Knebel (Brighella), Stefan Wieland (Ein Kellner)

Beatrice, eine junge Frau aus Turin, hat sich die Hosen übergestreift, um in der Männerrolle ihre Suche voranzutreiben. Sie mischt bewaffnet und mit Machogehabe die Männerwelt Venedigs auf. Truffaldino, der hungerleidende Gelegenheitsdiener, pendelt hektisch zwischen seinen beiden Herrschaften hin und her. Und im Hintergrund machen die ehrbaren Kaufmänner Geschäfte, undurchsichtiger als das Wasser in der Lagune.

v.l.n.r: Sebastian Wendelin (Florindo), Stefan Wieland (Ein Kellner), Markus Meyer (Truffaldino), Andrea Wenzeln (Beatrice) Foto: Reinhard Werner / Burgtheater

v.l.n.r: Sebastian Wendelin (Florindo), Stefan Wieland (Ein Kellner), Markus Meyer (Truffaldino), Andrea Wenzeln (Beatrice)

Ihre Macht hat die Republik Venedig im Jahre 1747 längst verloren. Doch sie sonnt sich weiter im alten Glanz, hält sich noch immer für den Mittelpunkt der Welt – nicht nur im Karneval. Die Venezianer, hingerissen von Goldonis virtuosem Sprach- und Spielwitz, übersahen, wie demaskierend der Spiegel war, den der junge Advokat ihnen vorhielt: Dass Truffaldino, der Knecht, den sie prügeln, ein Meister des „Arrangements“ ist und seine Herrschaften lenkt wie Puppen. Dass ihre preziösen Existenzen nicht mehr Halt haben als ein paar Teile feinen Porzellans auf einem schlingernden Tablett.

Regisseur Christian Stückl hat das Stück ins 20. Jahrhundert verlegt und mit durchaus derben Momenten als pralles Volkstheater inszeniert. Dass dabei ein ebenso furioser wie unterhaltsamer Abend herauskam, geht vor allem auf das Konto eines brillanten, überaus munter agierenden Ensembles zurück. Die Spielfreude der sich selbst übertreffenden Truppe aus Wien sprang förmlich in den Zuschauerraum über. Das Stück wurde mit viel Bewegung, Slapstick-Einlagen und teilweise großartiger Körpersprache ausagiert, dass es eine helle Freude war den Schauspielern zu folgen.

Auf der Bühne standen Peter Simonischek, Irina Sulaver, Christoph Radakovits, Markus Meyer, Johann Adam Oest, Sebastian Wendelin, Hans Dieter Knebel, Andrea Wenzl, Mavie Hörbiger und Stefan Wieland. Markus Meyer in der Rolle des Dieners gab ein Bravourstück, das mit Zwischenapplaus bedacht wurde. Er sprang über Tische und Stühle und legte zwischendurch von den Fingerspitzen bis zu den Fusssohlen in seiner Rolle auf der Bühne einen angedeuteten Spagat hin, mit dem er glatt im Zirkus hätte auftreten können. (Dr. Jörg Bockow)

Ruhrfestspiele Recklinghausen GmbH  / Otto-Burrmeister-Allee 1  / 45657 Recklinghausen
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Beziehungskisten für “Romeo und Julia”

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Recklinghausen – Sie gelten als das Liebespaar schlechthin: Romeo und Julia. In unzähligen Fassungen ist die Liebestragödie nach Shakespeare bearbeitet worden. Es ist ein Stoff, der die Fantasie und Kreativität jedes Künstlers herausfordert: Ewige Liebe, Leidenschaft und Tod. Dichter, Maler, Komponisten, Drehbuchautoren und Choreographen haben sich davon zu immer neuen Versionen und Fassungen inspirieren lassen.

Ballet "Roméo et Juliett" - Fotos: Olivier Houreix

Ballett “Roméo et Juliett” – Fotos: Olivier Houreix

Bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen feierte in diesem Jahr “Roméo et Juliette” als Ballett der Compagnie von Thierry Malandain seine Wiederaufführung. Es war ein mitreißender Tanzabend, der nahtlos an den großartigen Erfolg der Compagnie bei den Ruhrfestspielen im vergangenen Jahr anknüpfte. Malandain und seiner Tänzer lösten die höchsten Erwartungen ein, die weltweit mit dem Namen der Compagnie verbunden sind.

Choreographie Thierry Malandain

Choreographie von Thierry Malandain

Die Choreographie zu “Roméo et Juliette” von Malandain wurde 2010 beim Festival Le Temps d’Aimer in Biarritz uraufgeführt. Seither tritt das Malandain Ballet Biarritz mit diesem Stück in aller Welt auf. Auch in der Bundesrepublik konnte man das Stück in den vergangenen Jahren bereits einige wenige Male sehen. In Recklinghausen erlebt es eine mitreissende Premiere. Das Publikum bedankte sich mit langanhaltendem, tosendem Applaus.

Die Choreographie entstand nach der dramatischen Symphonie “Roméo et Juliette” von Hector Berlioz. Thierry Malandain läßt in seiner Choreographie 16 Tänzerinnen und Tänzer paarweise auftreten. Je acht als Romeo und acht als Julia. Die Handlung ist aufgegeliedert wie in einem schillernden Kaleidoskop, das Raum für großartige Ensembleszenen und einfühlsame und sinnliche Solos für Roméo, Juliett, Bruder Laurent, Mercutio, Tybald und den Prinzen bietet. Malandain beginnt mit dem Tod des Liebespaares und erzählt die Geschichte als eine große Rückblende.

Metallene Flighcases sind die variablen Requisiten. Sie symbolisieren Mauern, Betten und Gräber.

Metallene Flighcases sind die variablen Requisiten. Sie symbolisieren im Stück Mauern, Betten und Gräber.

Malandain hat sich von der wundervoll wuchtigen und an Herz gehenden Musik Berlioz inspirieren lassen, findet in der als Programmmusik angelegten Symphonie die passenden Inspirationen, die er mit Motiven des Modern Jazz Dance aber eben auch märchen- und zauberhaften Bildern des klassischen Balletts tanzen läßt. Bei großen Ensembleszenen nutzt die Gruppe den gesamten Spielraum einerseits so grazil und schwebend wie ein wehender Vorhang und wenige Sekunden später mit athletischen und donnernden Schritten, wenn der Kampf der rivalisierenden Familien, Montagues und Capulets, ausgedrückt werden soll.

Großartige Sololeistungen und mitreissende Ensemletänze stehen in einem harmonischen Verhältnis

Großartige Sololeistungen und mitreissende Ensemletänze stehen in einem harmonischen Verhältnis

Wie im vergangenen Jahr spielt Malandain in einer ebenso asketischen wie modernen Ausstattung überaus kreativ mit wenigen, einfachen Requisiten. 16 große Flightcases aus Blech werden zu abstrakten Kulissen und bilden das sich ständig wandelnde Bühnenbild. Sie transportieren die Geschichte zugleich in eine kalte, modernistisch überformte Gegenwart.

Die metallenen (Beziehungs)Kisten symbolisieren Gräber, werden zu Begrenzungen und trennenden Mauern, zu Sitzmöbeln und zu Schminktischen, zu Liebesnester, einem Steg und auch zum unvermeidlichen Balkon. Als Kostümkoffer enthalten sie zudem die Hochzeits- und Ballkleider der Julias und die Hosen und Hemden der Romeos. Schnelle Szenen- und Kostümwechsel sind kongenial und mitunter geradezu clownesk in den Tanz einbezogen. In den ausdrucksstarken und gefühlvollen Solos verschwindet das Ensemble komplett hinter dem eisernen “Vorhang” aus aufgestellten Kisten.

Höhepunkt des Tanzstückes ist sicherlich das dramatische Ende. Zu den Klängen von Berlioz, die in einer Art Oratorium münden, sterben Romeo und Julia ihren tragischen Tod. Sie verschwinden in den ihnen zugedachten Gräber, ohne dass sich das Schicksal ihrer erbarmt hätte. (Dr. Jörg Bockow)

 

 

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Auf der anderen Seite des Meeres

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Recklinghausen – Aktueller kann Theater kaum mehr sein: Es reibt sich an Widersprüchen der Gegenwart und bezieht Position. Streitbar, kompromißlos und durchaus auch schmerzhaft in seinen Folgerungen und Forderungen. So soll es sein. Die Zuschauer können dabei weder unbehelligt noch unbeteiligt bleiben. Die Ruhrfestspiele Recklinghausen bringen in diesem Jahr unter dem Leitmotiv “Mare Nostrum” mehrere Stücke zur aktuellen Flüchtlingspolitik auf die Bühne. So politisch wie heuer waren die Ruhrfestspiele lange nicht mehr!

Schauspiel Leizig bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen: Die Schutzflehenden/Die Schutzbefohlenen - Fotos: Bettina Stoess

Schauspiel Leipzig bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen: Die Schutzflehenden/Die Schutzbefohlenen – Fotos: Bettina Stoess

Die Inszenierung von “Die Schutzflehenden/Die Schutzbefohlenen” verbindet das 2500 Jahre alte Drama von Aischylos mit dem Flüchtlingsstück der österreichischen Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek.

Zahlreiche Theater haben sich bereits mit dem polemischen Stück von Elfriede Jelinek auseinandergesetzt und fast immer zu heftigen Diskussionen Anlaß gegeben. In Dresden fand eine Premiere des Stückes unter Polizeischutz statt. Bei den Ruhrfestspielen wird die aktuelle Inszenierung des Schauspiel Leipzig gegeben, in der zum ersten Male Aischylos und Jelinek miteinander verbunden wurden. Es ist ein spannender Brückenschlag, den Regisseur Enrico Lübbe vorgenommen hat. Agitatives Sprechtheater mit allem Schauwert, den nur eine Theaterbühne hergeben kann. In einem kargen Bühnenbild, das einen an ein rostendes Schiffswrack und zugleich an eine kaum überwindbare Grenze erinnert, agiert ein Chor – mal in einer antiken Tragödie, dann als eine Art Musical inszeniert, das von trashigen und schrillen Nummern unterbrochen wird. Lübbe nutzt alle Showeffekte, ohne indes den Text zu verraten und sein Ziel aus den Augen zu verlieren.

Schauspiel Leizig bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen: Die Schutzflehenden/Die Schutzbefohlenen

Schauspiel Leipzig bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen: Die Schutzflehenden/Die Schutzbefohlenen

Entstanden ist ein großartiger Theaterabend, der seine eindringliche Wirkung vor allem aus dem hochemotionalen, sprachgewaltigen und zugleich klugen Text von Elfriede Jelinek zog. Jelinek geht mit ihren Sprachspielen den Worten auf den Grund, legt ihre tiefere Bedeutung offen  – manchmal ist das durchaus banal, oft aber auch mit frappierendem Erkenntnisgewinn. Der Chor der Flüchtlinge ist mit mehr als 50 Laiendarstellern sowie einigen Schauspielstudenten besetzt. Sie werden präzise dirigiert, so dass der Text eine beeindruckende Intensität entfaltet.

Das Publikum applaudierte am Ende frenetisch, auch wenn der Abend anders ausging als gewohnt. Der “Eiserne Vorhang”, der Anfang und Ende des Stückes, die unüberwindbare Grenze symbolisierte, blieb minutenlang geschlossen, so als verweigerte sich damit das Ensemble dem Applaus. Die Schauspieler und Sprecher wurden also nicht in der “Wirklichkeit” der Bühne gefeiert, sondern sie betraten “in zivil” den Zuschauerraum durch einen Seiteneingang. Es sollte eine deutliche Zäsur zwischen Kunst und Wirklichkeit geben, der unüberhörbare Appell zu mehr Menschlichkeit und Offenheit gegenüber den Asylsuchenden nicht einfach verwischt werden.

Die Doppelinszenierung von “Die Schutzflehenden/Die Schutzbefohlenen” macht die historische Dimension des Umgangs mit Flüchtlingen und Asylsuchenden deutlich. Während Aischylos am Ende das Volk zum Asyl für die Dana-Töchter befragen will und dafür die Zustimmung erhält, ist der Ausgang für die “Schutzbefohlenen” – ganz wie in der Wirklichkeit – noch offen und ungesichert. Es gibt Widerstand von vielen Seiten.

Elfriede Jelinek bezieht in ihrem Stück sarkastisch Position gegenüber der Haltung Österreichs und der Bevölkerung zu jenen Flüchtlinge, die im Herbst 2012 in einem Protestmarsch ins Zentrum von Wien gezogen waren, um auf die prekäre Situation im österreichischen Auffanglager Traiskirchen aufmerksam zu machen. Sie konfrontiert das Publikum stellvertretend für die Gesellschaft mit ihrer Wut, ihrem Unverständnis und vor allem der Verzweiflung der Flüchtlinge. Damit sind auch wir gemeint, die wir Flüchtlinge im eigenen Land haben.

Schauspiel Leipzig bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen: Die Schutzflehenden/Die Schutzbefohlenen

Schauspiel Leipzig bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen: Die Schutzflehenden/Die Schutzbefohlenen

Die Aufführung von “Die Schutzflehenden/Die Schutzbefohlenen” kommt ausgerechnet zu einem Zeitpunkt zur Aufführung, da die Bedingungen für Flüchtlingen in ganz Europa noch einmal verschärft worden sind. Die Balkan-Route von Griechenland aus ist versperrt. Slowenien, Mazedonien und Östereich haben ihre Grenzen dicht gemacht. Sie zeigen den Asylsuchenden die kalte Schulter. Ungarn und Polen verweigern sich einer europäischen Lösung und wollen keine Flüchtlinge aufnehmen. Auf dem Mittelmeer verlieren wieder hunderte von Menschen auf ihrer Flucht vor Krieg, Terror und Verfolgung ihr Leben. Das Lager im griechischen Idomeni wird aufgelöst. Im eigenen Land gibt es eine rasant wachsende Zahl von Anschlägen und Übergriffen auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte.

Die Flüchtlinge sind längst zum Spielball und Faustpfand von kalten Machtinteressen einerseits und rassistischen Umtrieben andererseits geworden. Das, warum diese bei uns in Europa um Asyl flehen wird längst ausgeblendet. Die Menschlichkeit ist auf der Strecke geblieben – fast erscheint es so, als wenn die Kälte und die Ablehung, die den Flüchtlingen im Westen entgegenschlagen, die Verlängerung des Terrors in ihren Heimatländern ist. Elfriede Jelinek hält dem Zuschauer den Spiegel vor.

Bei Aischylos fliehen die Töchter des Danaos mit ihrem Vater von Ägypten über das Mittelmeer nach Griechenland. Der Grund: Sie sollen mit den Söhnen des Aigyptos vermählt werden, wollen sich dem aber entziehen. Erreichen sie Argos, bringen sie dort König Pelasgos in eine unappetitliche Situation. Er muss sich entscheiden, ob er einen Krieg mit dem mächtigen Ägypten riskiert oder das Sakrileg begeht, Schutzflehenden Asyl zu verweigern. In der griechischen Polis war so etwas undenkbar, also gewährt der wankelmütige Pelasgos den Danaiden dann doch Asyl.

Elfriede Jelineks Part wird zu einem einzigen Klagelied. Der Chor skandiert in den zum Teil schrill wechselnden Szenen nur einen einzigen Vorwurf. Der Sprechgesang richtet sich an uns alle. “Wir leben. Wir leben. Hauptsache, wir leben, und viel mehr ist es auch nicht als leben nach Verlassen der heiligen Heimat. Keiner schaut gnädig herab auf unseren Zug, aber auf uns herabschauen tun sie schon. Wir flohen, von keinem Gericht des Volkes verurteilt, von allen verurteilt dort und hier. Wir versuchen, fremde Gesetze zu lesen. Man sagt uns nichts, wir erfahren nichts, wir werden bestellt und nicht abgeholt, wir müssen erscheinen, wir müssen hier erscheinen und dann dort”, ruft der Chor zu Beginn. Die Schutzbefohlenen werden nach ihrer Flucht weiter hin und hergestoßen, entmündigt. Es geht nicht mehr um Menschen, Individuen und Persönlichkeiten. Das Asylrecht wird außer Kraft gesetzt, Menschenrechte mit Füßen getreten. Ein skandlöser Zustand. Die Schlußzeile bleibt im Gedächtnis hängen: “Wir sind angekommen – aber wir sind gar nicht da!” Der enthaltene Vorwurf ist wohl verstanden worden. (Dr. Jörg Bockow)

 

 

 

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Ruhrfestspiele 2017: “Kopfüber Weltunter”

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Recklinghausen – In ihrer 71. Spielzeit setzen sich die Ruhrfestspiele vom 1. Mai bis 18. Juni 2017 mit dem Gefühl des Chaos und der Unsicherheit in Zeiten des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels und der radikalen Umbrüche künstlerisch auseinander. Ängste und Verunsicherung zählen ebenso zu den Begleitern starker Veränderungsprozesse wie die Hoffnung auf Fortschritt und Neubeginn. Diese Ambivalenz spiegelt sich im diesjährigen Spielzeitprogramm unter dem Motto „Kopfüber Weltunter“.

Gastspiel “Angst”: (v.l.n.r) Matthias Brandt, Jens Thomas – Foto: Mathias Bothor

Dabei richten die Ruhrfestspiele den Blick auf große revolutionäre Momente und ihre gesellschaftlichen wie literarischen Konsequenzen: von der Reformation über die Romantik als Folge der Französischen Revolution, über die Industrialisierung und die Russische Revolution bis hin zur Protestbewegung auf dem Maidan. Zugleich reflektieren sie die aktuellen Entwicklungen – von den Herausforderungen der Flüchtlingsbewegung über den wachsenden Zuspruch radikaler Parteien bis hin zum digitalen Wandel. „In einer von Selbstzweifel durchdrungenen Gesellschaft, die dem Kontrollwahn im privaten und öffentlichen Bereich verfallen ist, steht das Programm der Ruhrfestspiele für Loslösung, Befreiung, vielleicht für Utopie“, so Festspielleiter Frank Hoffmann.

Der Sandmann: E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ in einer musik- und bildgewaltigen Inszenierung der internationalen Regielegende Robert Wilson und der britischen Singer-Songwriterin Anna Calvi – Foto: Annick Lavallce Benny

Als Eröffnungsproduktion präsentieren die Ruhrfestspiele in Koproduktion mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus und Unlimited Performing Arts eine Weltpremiere: E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ in einer musik- und bildgewaltigen Inszenierung der internationalen Regielegende Robert Wilson und der britischen Singer-Songwriterin Anna Calvi.

Es folgt ein Spielzeitprogramm prall gefüllt mit weiteren herausragenden Werken von Goethe, Strindberg und Pirandello über Kafka, Brecht und Canetti bis hin zu Günter Grass, Woody Allen und Elfriede Jelinek. Künstler aus aller Welt von den USA über Südafrika, Syrien und die Ukraine bis hin nach China bereichern den Spielplan mit spannenden Produktionen. Dabei beschäftigen sich Schauspiel-, Musiktheater- und Tanzproduktionen ebenso mit dem Spielzeitthema wie die prominente Lesereihe.

2017 präsentieren die Ruhrfestspiele: 108 Produktionen in 311 Veranstaltungen und 21 Spielstätten.

Der Kartenvorverkauf startet am 19. Januar 2017 um 9.00 Uhr.

Tickets: Kartenstelle der Ruhrfestspiele, Martinistr. 28, 45657 Recklinghausen
Telefon 02361 – 92180,

E-Mail: kartenstelle@ruhrfestspiele.de

Hotline-Zeiten (Tel. 02361 / 9218 – 0): vom 19.01. bis 05.02.2017: Mo. – Sa. 9.00 – 20.00 Uhr, So. 12.00 – 19.00 Uhr
vom 06.02. bis 18.06.2017: Mo. – Fr. 9.00 – 19.00 Uhr, Sa. 10.00 – 14.00 Uhr

www.ruhrfestspiele.de

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Vorhang auf für die Ruhrfestspiele

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Recklinghausen – So gehen Eröffnungen! Mit einem Paukenschlag und einem optischen Feuerwerk sind die Ruhrfestspiele in Recklinghausen vor wenigen Tagen eröffnet worden.  Das Publikum hat den fulminanten Start goutiert und mit frenetischem, langanhaltenden Applaus bedacht. Den Auftakt bildete die Eröfnungsproduktion “Der Sandmann” von E.T.A. Hoffmann in einer spektakulären Inszenierung von Robert Wilson. Nach seinem Gastspiel während der Ruhrfestspiele ist die Koproduktion ab dem 20. Mai am Schauspielhaus in Düsseldorf zu sehen.

“Der Sandmann” (vlnr) Christian Friedel, Rainer Philippi- Fotos: Lucie Jansch

Ein Junge wächst zum Mann heran und wird im Zuge dessen wahnsinnig – so ließe sich E. T. A. Hoffmanns 1816 erschienene Erzählung “Der Sandmann” auf den Punkt bringen. Die Schauermär geht von einem Kindheitstrauma aus: Der Vater des kleinen Nathanael, ein heimlicher Alchemist, verunglückt bei einer Explosion tödlich. Der Junge glaubt, das tragische Ereignis müsse mit dem Sandmann in Verbindung stehen, von dem die Mutter oft erzählt: Er streut Kindern, die nicht schlafen wollen, Sand in die Augen, bis diese ihnen blutig aus dem Kopf springen.

Rosa Enskat in der Rolle der Mutter von Nathanael

Nathanael, inzwischen zum Studenten herangewachsen, verliebt sich in Olimpia, eine Automaten-Frau aus Holz und Wachs. Erst als der Holzpuppe die Augen ausgerissen werden, erkennt Nathanael, dass er einen Automaten liebt. Er verfällt dem Wahn und stürzt in den Tod.

Im Sinne der „Schwarzen Pädagogik“ dient die grausige Gutenachtgeschichte dazu, das Kind mittels Angst zu kontrollieren – mit unabsehbaren Folgen. Für Nathanael verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Wahn. Verzauberte Augengläser, lebendige Puppen und sich drehende Feuerkreise – die Geister der Vergangenheit holen ihn ein. Hoffmann thematisiert damit als einer der ersten die Angst des Menschen in der Moderne.

Christian Friedel in der Rolle des Nathanael

Robert Wilsons Gesamtkunstwerke entfalten ihre Wirkung mit feinsinnigen Lichtkompositionen, präzisen Bewegungsabläufen und einem buchstäblich coolen  Designs. Dafür greift Wilson tief in die Trickkiste des Theaters und nutzt alles, was Theater heute zu bieten hat. An seiner Seite: die britische Singer-Songwriterin Anna Calvi, die für dramatisch-morbiden Rock und poetische Texte steht. Ihre dunkle Stimme und das virtuos-gefühlvolle Gitarrenspiel sind unverwechselbar.

Der amerikanische Regiestar Robert Wilson setzt jedem Stück durch seine perfektionistische Inszenierung seinen eigenen Stempel auf. So auch beim “Sandmann”. Wilson ist ein Theatermaniak, der die Zuschauer in eine Art Rausch versetzen will. Kein Wunder: Dem Publikum gehen buchstäblich Ohren und Augen über.

Gleich zu Beginn lassen die Musik und Songtexte von Anna Calvi die Trommelfelle erzittern. Mit einem ohrenbetäubenden Auftakt wird das Publikum bei der “Rockspektakel” fast aus den Sitzen gerissen, um dann durch die feingesponnen Lichtspiele zum Staunen gebracht zu werden.

Yi-An Chen in der Rolle der Puppe “Olipia”

Wilson gelingt es wie kaum einem Zweiten eine Bühne zu bespielen und durch eine präzise Lichtführung eigene Räume entstehen zu lassen. Licht und Farben sind seine bevorzugten Mittel. Mal läst er seine Darsteller wie in einem Schattenspiel nur als Silhouetten auftreten, dann wieder erscheinen nur ihre Gesichter in farbigem Scheinwerferfokus mal vorne, mal in der Tiefe des Raumes, mal oben und mal unten. Der Regisseur avanciert zum Magier, der eine Sensationsmaschinerie bedient, um seine Zuschauer mit der kühlen Eleganz seiner Bilder zu betören. Bei alledem bleibt die Geschichte fast auf der Strecke, die Darsteller mutieren zu Marionetten. Bei aller Faszination streut Wilson damit seinem Publikum im übertragenen Sinne Sand in die Augen ganz so wie es der finstere Doktor Coppelius (Andreas Grothgar) tut.

Andreas Grothgar in der Rolle des

Der Westfälische Anzeiger kommt in seiner Rezension zu dem Schluß: “Wilson lässt die Rädchen des Theaterbetriebs offen schnurren. Der ‘Sandmann’ ist metakluges Theater für Kenner; Zauber für längst Entzauberte. Wir wissen ja alle, wie es geht, wenn Nathanael Seiten umblättert, ohne das Buch zu berühren. Es ist so, als stünde man auf einem Nostalgie-Jahrmarkt und schaue in eine ‘Laterna Magica’. Die Bilder sind umwerfend, aber man hat die Sicherheit, dass man hinterher ruhig wieder nach Hause geht.”

Nicht verhohlen werden darf, dass Wilsons Inszenierung des “Der Sandmann” auch auf einem hervorragenden Ensemble gründet. Die Schauspieler überzeugen bei allen comicartigen Bewegungen und einer maschinenhaften Choreographie durch ihr präzises Spiel, ihre Sprache und nicht zuletzt durch ihren Gesang. Hervorragend besetzt: Nathanael (Christian Friedel) und Nathanaels Mutter (Rosa Enskat). Jörg Bockow

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Verbrechen und andere Kleinigkeiten

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Recklinghausen – Gestenreich und kunstvoll, lärmend und ziemlich hektisch: Intendant Frank Hoffmann bringt August Strindbergs “Rausch” mit einer hochkarätigen Besetzung auf die Bühne der Ruhrfestspiele. Doch die Frage nach Schuld und Sühne, die Strindberg in die Form einer Komödie gebracht hat, rauscht förmlich an einem vorüber, ohne irgendwelche Wirkungen oder Spuren zu hinterlassen. Die Schauspieler schreien, toben und spielen zwar nach allen Regeln der Kunst, aber ihr Spiel bleibt seltsam distanziert. Das Drama kommt trotz vieler Worte nicht über die Rampe, nicht einmal die sprachlichen Aperçus bohren sich als Widerhaken ins Gedächtnis ein. Alleine der Satz “Wir ekeln uns an, und trotzdem müssen wir heiraten; das ist die Hölle!” zeigt Reaktionen im Publikum. Die innere Spannung der Protagonisten und ihre Auseinandersetzung mit der vermeintlichen Schuld, bleiben aber nur eine Kopfgeburt.

Maurice mit seiner Verlobten Jeanne (Sinja Dieks, Robert Stadlober) in “Rausch” – Fotos: Birgit Hupfeld

Sein Stück müsste im Deutschen “Verbrechen und Verbrechen” heißen, denn so wäre die eigentliche Übersetzung des Titels. Auf deutschen Bühnen taucht das Stück als “Rausch” auf. Es wird häufig gespielt. Strindberg hat es 1899 wie atemlos aufs Papier gebracht, zwei Jahre nach der „Inferno-Krise“, einem Gemetzel der Beziehungen, an dem Strindberg fast zerbrach. Er selber hat “Rausch”als eine Komödie betitelt. Es ist offensichtlich, dass er mit dem Stück seine eigenen biographischen Verwicklungen abzuarbeiten sucht.

Im Rausch der Leidenschaften: Maurice ist Henriette verfallen (Robert Stadlober, Jacqueline Macaulay)

“Rausch” erzählt wie im Schnelldurchlauf vom Aufstieg und Fall eines Dichters. Maurice (Robert Stadlober) ist das Alter Ego des Autors. Mit seinem neuen Stück hat der Dramatiker endlich den Erfolg und bekommt die Aufmerksamkeit und Anerkennung, nach denen er sich so gesehnt hat. Das Leben ist auf einmal ein einziges Fest.

Wie sollen Henriette und Maurice mit ihrer Schuld weiter leben und sich weiter lieben können?

Am Abend seines größten künstlerischen Triumphes betrügt er sowohl seine Verlobte die blonde Jeanne als auch seinen besten Freund: Er feiert mit dessen Freundin Henriette (Jacqueline Macaulay), einer Femme fatale mit dunklen Haaren und knallrotem Kleid. Liebe entbrennt und wilde Leidenschaft, Dichter und Femme fatale wollen durchbrennen – nur leider hat Maurice familiäre Verpflichtungen: Es gibt ein Kind mit seiner braven Verlobten Jeanne (Sinja Dieks). Es ist der wahre Klotz am Bein des Dichters. Im erotischen Taumel wünschen sich Maurice und Henriette, das Kind wäre tot, um frei zu sein. Am nächsten Morgen ist das Kind tatsächlich tot. Alles steht Kopf, alles ist aus den Fugen geraten. Ein wahrer Kriminalfall setzt an, mit Kommissar und Verbrechersuche.

Maurice weiß sich in seinem Gewissenskonflikt zu helfen: “Heute abend treffe ich Sie, Abbé, in der Kirche, um mir über alles klarzuwerden – aber morgen gehe ich ins Theater!”

Der Dichter wird verhaftet, sein Stück wird abgesetzt. Die Gesellschaft wendet sich aprupt von ihm ab. Tief ist der Fall, zu Ende der Liebesrausch. Gegenseitige Verdächtigungen, Vorwürfe und Gewissensbisse bleiben: Können Gedanken morden? Denn es stellt sich heraus: Das Kind ist eines natürlichen Todes gestorben. Doch die Schuld bleibt.

Von der neuerlichen Wendung wird Maurice nicht wirklich erlöst: Er hat in Gedanken einen Mord begangen. Also sucht er Zuflucht im Schoß der Kirche. Der Abbé (Wolfram Koch) ist allgegenwärtig und als Kommentator stets dabei. Er hastet über die Bühne und zieht seine Kreise. Wolfram Koch löst seine Doppelrolle kongenial: Als Kommissar und als Gottesmann.

Maurice bekommt die Nachricht, dass er rehabilitiert sei, sein Erfolgsstück werde wieder gespielt. Das Publikum verlangt nach ihm. Er soll ins Theater kommen, wo er gefeiert werden soll. “Das habe ich nicht verdient”, stöhnt er. Der anwesende Priester stimmt ihm zu. Was soll Maurice machen: Buße tun oder sich feiern lassen? Dann findet er die “Lösung” und erklärt dem Abbé: “Heute abend treffe ich Sie in der Kirche, um mir über alles klarzuwerden – aber morgen gehe ich ins Theater!” Die Schlußpointe kommt an. Aber das ist ein bißchen wenig für so einen Theaterabend. (Jörg Bockow)

Ruhrfestspiele Recklinghausen  / Otto-Burrmeister-Allee 1 / 45657 Recklinghausen
Telefon 02361 – 9180
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Milieustudie: Die Welt der Hools

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Recklinghausen – Ihre Sprache ist derb, aggressiv und so brutal wie ihre Fantasien und ihre Aktionen. Wenn Heiko und seine vier Freunde als Gang auftreten und sich zum “Kampf verabreden”, dann geht es richtig zur Sache. Dann kriegen vor allem die Fans von Eintracht Braunschweig eins auf die Fresse. Alkohol und Gewaltexzesse sind ihr wichtigster Lebensinhalt. Da wird Frust ausagiert bis Blut spritzt, Zähne fliegen und Knochen brechen.

“Hool”nach dem Roman von Philipp Winkler bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen: (v.l.n.r.) Daniel Nerlich, Nicola Fritzen, Sebastian Weiss und Philippe Goos – Foto: Katrin Ribbe

Als Gruppe von fünf Fußballfreunden treten sie mit einer Brutalität auf, dass das Publikum sich mitunter angewidert abwendet und einen Würgreiz unterdrücken muss. Dabei erleben die fünf verschworenen Hooligans bei ihren gewaltsamen Ausflügen, beim Training im Fitnessstudio oder in der Kneipe einen Zusammenhalt und eine Solidarität, die sie in ihren eigenen Familien so schmerzlich vermissen.

Alles ist nur ein Spiel: Lars-Ole Walburg hat den Debütroman “Hool” von Philipp Winkler über Hooligans von Hannover 96 für die Bühne adaptiert. Die Rahmenhandlung ist der Dreh für eine Dokumentation über gewalttätige Fußballfans. Die Fünf Freunde spielen und sprechen in einem Synchronstudio und turnen über eine klug angelegte Drehbühne, die mal Studio, dann Wohnung und schließlich Gerüst am Stadion von Hannover 96 darstellt. Kraftvoll bis an die Grenze der körperlichen Leistungsfähigkeit und in jeder Sekunde überzeugend agieren die fünf Schauspieler: Nicola Fritzen, Carolin Haupt, Philippe Goos, Daniel Nerlich, Sebastian Weiss. Eine großartige Leistung!

“Hool”nach dem Roman von Philipp Winkler bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen: (v.l.n.r.) Carolin Haupt, Sebastian Weiss und Philippe Goos – Foto: Katrin Ribbe

Mit seinem Romandebüt “Hool” schaffte es Philipp Winkler im vergangenen Jahr auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis.  Der Roman ist wie ein Schlag ins Gesicht. Er schildert die Wirklichkeit einer Gruppe von Hooligans unverblümt und in einer authentischen Sprache. Die Bühnenfassung ist die dramatische Umsetzung, die dem Buch in nichts nachsteht.

Die Uraufführung bei den diesjährigen Ruhrfestspielen ist ein echtes Highlight im Programm: Realistisch und verdammt unbequem. Sie geht unter die Haut. Das Stück löst heftige Diskussionen über unsere aktuelle Fußballkultur, aber eben auch über eine alleingelassene Jugend aus. “Hool” ist im besten Sinne eine ungeschminkte Milieustudie und ein geniales Lehrstück. Die Inszenierung ist in Kooperation mit dem Schauspiel Hannover entstanden. Das Stück wird im Herbst in Hannover über die Bühne gehen. Man kann nur hoffen, dass die Aufführung dort viele Schulklassen anzieht und zu eingehenden Diskussionen führt.

“Heiko ist Hannoveraner Hool, was bedeutet, Braunschweig ist der Feind und das einzig lohnende Ziel heißt, die eigene Rotte berühmt zu machen und Hannover mit Tritten und Schlägen ‘auf die Landkarte zu setzen’. Winklers Protagonist erzählt von den Schlachten als einzigem Höhepunkt eines öden Lebens. Er berichtet dies in so authentischem Ton, dass alle Welt rätselte, ob der Autor das alles so wirklich erlebt oder einfach einen exzellent recherchierten Roman geschrieben hat.

“Hool” – (v.l.n.r.) Daniel Nerlich und Nicola Fritzen Foto: Katrin Ribbe

Der Text fasziniert, weil er den Zugang öffnet zu einer verschlossenen Welt hinter den sprachlosen Masken der Gewalt. Ein ungerichteter Zorn tobt in Heiko, den er weder verbergen noch kontrollieren kann. Seine Mutter hat sich aus dem Staub gemacht, der Vater ist ein hoffnungsloser Trinker. Die Hooligans sind wie eine zweite, die eigentliche Familie. Eine Gemeinschaft, mit der man säuft, mit der man prügelt, nach dem Motto: Das Leben ist Kampf!” (Programmankündigung)

Bei aller Authentizität der Figuren und ihrer Sprache, das Stück lädt an keiner Stelle zur Identifikation ein. Die Personen faszinieren nicht, sie bewirken allenfalls Mitleid. Der Zuschauer bleibt in der Rolle des Beobachters, der Zusammenhänge erahnt und verstehen kann. Die fünf Freunde werden nachvollziehbar, ohne dass sie zu Helden werden. Sie sind und bleiben Looser.

Am Ende bleibt Heiko mit seiner Wut auf alles alleine. Seine Verzweiflung kennt keine Grenzen. Seine seelischen Verletzungen sind so groß, dass es für ihn keine Rettung mehr geben wird. Seine Freunde machen sich eine(r) nach dem anderen davon, entwickeln neue Perspektiven nachdem einer von ihnen in einem Kampf so schwer verletzt wird, dass er sein Augenlicht verliert. Die Dramaturgie des Theater will es, dass es einen Höhepunkt und einen Abschluß gibt. Im wirklichen Leben sind solche Lösungen vermutlich eher die Seltenheit. (Jörg Bockow)

“Hool”
nach dem Roman von Philipp Winkler
Regie: Lars-Ole Walburg, Bühne: Robert Schweer, Kostüme: Nina Gundlach, Dramaturgie: Kerstin Behrens, Musikalische Leitung: Matthias Meyer
Mit: Nicola Fritzen, Carolin Haupt, Philippe Goos, Daniel Nerlich, Sebastian Weiss.

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Beim Abendessen fallen alle Masken

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Recklinghausen – Eine Lösung ist nicht in Sicht, das Ende bleibt seltsam offen. Position zu beziehen, überlässt der amerikanische Erfolgs-Autor geschickt dem Publikum. Dafür hat Ayad Akhtars in seinem Stück “Geächtet” eine höchst explosive Mischung angerichtet, die ausgerechnet bei einem Abendessen unter Freunden in die Luft geht. Zur Feier des Tages gibt es Schweinelende, Fenchelsalat und viel Alkohol, also eigentlich weder etwas für Muslime noch für Juden. Aber egal. Alle fühlen sich längst als aufgeklärte Amerikaner.  Doch plötzlich fliegen Worte wie Fäuste, da gehen Gläser mit vielen Scherben zu Bruch wie die vermeintliche Freundschaft zwischen Amir, Emily, Isaac und Jory. Unversehens stehen sich Kulturen und Religionen unversöhnlich gegenüber als hätte es nie Bemühungen um eine Verständigung oder Integration gegeben. Multikulti ade. Immer wieder drängt sich einem ein Vergleich mit “Gott des Gemetzels” von Yasmina Reza auf.

Katharina Lorenz (Emily), Fabian Krüger (Amir), Nicholas Ofczarek (Isaac), Isabelle Redfern (Jory) – Foto: Georg Soulek

Das Wiener Burgtheater gastiert mit “Geächtet” in der vielbeachteten Inszenierung von Tina Lanik bei den diesjährigen Ruhrfestspielen in Recklinghausen. Das ist Theater wie man es sich nur wünschen kann. Mitreißend, pointiert, streckenweise durchaus unterhaltsam und unter die Haut gehend. Schnörkellos verläßt sich Tina Lanik dabei auf ihr wirklich herausragendes Ensemble. Fabian Krüger brilliert als Amir, Katharina Lorenz als Emily, Isabelle Redfern als Jory, Christoph Radakovits als Abe und vor allem Nicholas Ofczarek als Isaac. Letzterer gibt den arroganten jüdischen Intellektuellen. Das Bühnenbild von Stefan Hageneier ist schlicht, monochrom Weiß aber durchaus funktional. Es bietet den Figuren allen Raum, um sich zu entfalten und der Katastrophe entgegen zu steuern. Sie agieren im cleanen, aseptischen und gleißenden Licht einer Versuchsanordnung. Die Zuschauer werden zu Zeugen eines sozialen Experimentes.

Katharina Lorenz (Emily), Fabian Krüger (Amir), Nicholas Ofczarek (Isaac), Isabelle Redfern (Jory) – Foto: Georg Soulek

Kulturelle Unterschiede, die bis dahin hinter einer schicken Fassade verborgen waren, brechen sich in “Geächtet” explosionsartig Bahn. Mühsam erarbeitete, bis zur Selbstaufgabe betriebene Anpassung wie bei Amir verliert ihre Fassung. Die Lüge, mit der er seine Karriere als Anwalt in einer erfolgreichen Kanzlei jüdischer Partner aufgebaut hat, wird jäh entlarvt und fliegt ihm um die Ohren. Er hat halbherzig auf Bitten seiner Frau Emily einen Imam verteidigt, der des Terrorismus verdächtigt worden ist. Statt endlich Partner in der Kanzlei zu werden, wird er von Jory übervorteilt. Seine Chefs haben ihn wegen seines Auftritts vor Gericht längst fallen gelassen. Der jüdische Intellektuelle Isaac, vermeintlicher Förderer der Künstlerin Emily, entpuppt sich als sexistisches Monster, als überheblicher Scheißkerl und glühender Rassist. Einmal Moslem – immer Moslem hält er Amir vor. Aber auch Amir “erinnert” sich an die Herrschaft des Mannes gegenüber der Frau im Islam. Als er nicht mehr weiter weiß, stößt er Emily brutal gegen ein Bücherbord und vergreift sich anschließend an ihr.

Am Ende werden mit bewußtem Kalkül von allen Figuren alle Klischees bedient, die aus der Mottenkiste der Vorurteile zu stammen scheinen. Der Cousin Abe verwandelt sich in einen Islamisten und kündigt an, Rache zu nehmen: “Seit dreihundert Jahren nehmen sie uns das Land weg, ziehen neue Grenzen, setzen unser Recht außer Kraft, sorgen dafür, dass wir sein sollen wie sie. Aussehen wie sie. Ihre Frauen heiraten. Sie haben uns geächtet. Und dann tun sie so, als könnten sie unseren Zorn nicht verstehen?” Da bleibt einem als Zuschauer die Spucke weg.

In Zeiten, da politisch allerorten das Thema Flüchtlinge und ihre (vermeintlich gescheiterte) Integration auf der Tagesordnung steht und von Populisten benutzt wird, reaktionäres und rassistisches Gedankengut zu befeuern, kann “Geächtet” auch gründlich mißverstanden werden, so als wenn Ayad Akhtars Parteigänger der Rechten wäre. Dass der Autor weit davon entfernt ist, lässt sich allerdings nur durch eine gründliche Betrachtung und Auseinandersetzung klären. In Amirs Versuch sich vollständig in der amerikanischen Gesellschaft zu assimilieren korrespondiert mit der eigenen Lebensgeschichte von Ayad Akhtar. Auch er ist ein Aufsteiger mit Migrationshintergrund. Auch er hat seine familiären Wurzeln in Pakistan. In der Versuchsanordnung von “Geächtet” versucht der Autor seinen eigenen Standort zu finden.

Für “Geächtet” hat der US-amerikanische Autor 2013 den Pulitzer-Preis bekommen. In Deutschland wird das Stück gleich an mehreren Bühnen gegeben und ist von “Theater heute” zum besten ausländischen Stück gekürt worden. Die österreichische Erstaufführung steht seit Dezember des vergangenen Jahres im Burgtheater auf dem Programm. Unbedingt sehenswert! (Jörg Bockow)

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